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Thema : Fischerei

Ansiedlung von Edelkrebsen in Abgrabungsgewässern in den Gemeinden Handewitt und Wanderup

Zum Erhalt des heimischen Edelkrebses sollen neue Wege gegangen und die Art in kleineren abgeschlossenen Gewässern neu angesiedelt werden.

Letzte Aktualisierung: 15.11.2018

November 2018

Edelkrebse sind die größten wirbellosen Tiere im Süßwasser und waren bis vor einigen Jahrzehnten in Deutschland noch weit verbreitet und häufig. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts spielten sie zudem eine wichtige Rolle für die Ernährung der Bevölkerung, für die Fischerei und für die Ökologie der Gewässer (Schulz et al. 2009). Diese frühere Verbreitung und Bedeutung der Flusskrebse wird oftmals noch an traditionellen Gewässerbezeichnungen ('Krebsbach') deutlich; heute sind die meisten freilebenden Populationen jedoch vollständig verschwunden, und lediglich in einzelnen Gewässern findet man noch kleinere Reliktbestände.

Die Gefährdung, die für den einheimischen Edelkrebs Astacus astacus von invasiven Flusskrebsarten und von der Krebspest ausgeht, ist hinlänglich bekannt und gut dokumentiert. In Schleswig-Holstein liegen zudem für verschiedene Gewässer Informationen über Edelkrebsbestände vor (Hartmann & Spratte 2006, Dethlefs-Hammes & Brendelberger 2010, Lehmann 2015, Lehmann & Jeske 2016, 2017). In der Zusammenschau weisen diese Arbeiten klar darauf hin, dass die verbliebenen Bestände größtenteils unmittelbar bedroht sind. Gleichzeitig haben aktuelle genetische Untersuchungen gezeigt, dass im bundesdeutschen Kontext nahezu ausschließlich die in Schleswig-Holstein untersuchten Bestände genetische Besonderheiten (Haplotypen) aufweisen (Schmidt et al. 2015). Fast alle untersuchten Bestände in schleswig-holsteinischen Gewässern zeigen jeweils unterschiedliche genetische Ausstattungen und sind auch aus diesem Grund jeder für sich besonders schützenswert. Für den Edelkrebs kann die genetische Variabilität der Reliktpopulationen besonders deshalb für den langfristigen Arterhalt wichtig sein, da jüngste Untersuchungen darauf hinweisen, dass seltene Haplotypen für eine Resistenz gegen den Krebspesterreger ausschlaggebend sein können (Martin-Torrijos et al. 2016).

Krebszüchter Helmut Jeske aus Oeversee beim Aussetzen einer Krebs-Kontrollreuse
Krebszüchter Helmut Jeske aus Oeversee beim Aussetzen einer Krebs-Kontrollreuse

Grundsätzlich ist es erstrebenswert, die verbliebenen Edelkrebsbestände in ihren Ursprungsgewässern zu erhalten. Darüber hinaus liegen beim Edelkrebs herausragend gute Voraussetzungen vor, um die Tiere erfolgreich in neuen Gewässern anzusiedeln und durch die Schaffung neuer Bestände das Risiko des lokalen Aussterbens der Art zu vermindern. Hierfür eignen sich die in Schleswig-Holstein zahlreichen Abgrabungsgewässern nach Ende der Nassauskiesung besonders, da hier ein Einwandern von invasiven Flusskrebsen unwahrscheinlicher ist als in offenen Gewässern.

Kleine Edelkrebse aus der Nachzucht der Krebszucht Oeversee zum Besatz
Kleine Edelkrebse aus der Nachzucht der Krebszucht Oeversee zum Besatz

Übergeordnetes Ziel des Vorhabens ist daher die Etablierung von zahlreichen neuen Populationen des Edelkrebses Astacus astacus in verschiedenen Abgrabungsgewässern in Schleswig-Holstein. Dadurch soll den Gewässern ein wichtiger und vielerorts verschollener Bestandteil zurückgegeben und durch die Berücksichtigung der genetischen Besonderheiten zudem die genetische Variabilität der Edelkrebse erhalten werden. Hierzu werden langfristig mehrere Gewässer verteilt auf alle Regionen in Schleswig-Holstein mit Edelkrebsen aus unterschiedlichen Populationen besetzt. Im Rahmen der Erfolgskontrollen werden auch Informationen über die Bestandsdynamik gewonnen, die für ein zukünftig zu entwickelndes Managementkonzept wertvolle Erkenntnisse liefern können.

Ansprechpartner für weitere Informationen:

Verband der Binnenfischer und Teichwirte Schleswig-Holstein
Grüner Kamp 15– 17
24768 Rendsburg
Telefon: (04331) 9453 431
E-Mail: fischereiverband@lksh.de

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