Wie kann Bauen einfacher und wieder bezahlbar werden? Die ARGE (Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen) hat untersucht und nun vorgestellt, welche Erleichterungen den Wohnungsbau wieder ankurbeln können.
Letzte Aktualisierung: 28.06.2024
Bauen und Sanieren ist derzeit so teuer wie nie. Die Folge: Es wird weniger gebaut in Deutschland, und eine Entspannung ist nicht in Sicht. Davon ist vor allem die Wohnungswirtschaft betroffen, da Wohnraum zwar dringend benötigt, aber nicht gebaut wird. Mittlerweile führt das vor allem bei Neuvermietungen zu Mieten, die sich kaum noch jemand leisten kann und will. Zudem haben sich über die Jahre im Wohnungsbau Standards etabliert, die nicht nur die Kosten in die Höhe getrieben haben, sondern auch den Ressourcenverbrauch, den planerischen Aufwand und die Bauzeiten.
Bauen muss wieder einfacher werden
Wie eine Lösung für das Problem aussehen kann, hat die ARGE (Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V.) in einer Studie untersucht, die der Schleswig-Holsteinische Gemeindetag beauftragt und das Innenministerium gefördert hat. Die Kernthese lautet: Bauen muss wieder einfacher werden – ohne nennenswerte Einbußen beim Nutzwert und Komfort. Die Ergebnisse der Studie zum sogenannten Regelstandard Erleichtertes Bauen haben Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack und Professor Dietmar Walberg von der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen nun vorgestellt.
"Der etablierte Standard ist über die Jahre immer aufwändiger, teurer und nicht zuletzt durch hohen Ressourcenverbrauch auch klimaschädlicher geworden. Deshalb wird es Zeit für einen neuen Standard – den Regelstandard Erleichtertes Bauen", sagte Sütterlin-Waack. "Die Studie der ARGE zeigt anschaulich, dass eine kostenbewusste und intelligente Planung, die den Fokus auf den tatsächlichen Bedarf richtet, eine elementare Voraussetzung für Vorhaben ist, die bezahlbar und lebenswert sind. Denn bis zu 25 Prozent der Baukosten können eingespart werden!"
"Aufgrund der konstruktiven Diskussion und Mitwirkung der Planenden und der Bau- und Wohnungswirtschaft im Land kann der 'Gebäudetyp E' in Schleswig-Holstein bereits als Regelstandard praktische Gestalt annehmen", erläuterte ARGE-Geschäftsführer Walberg weiter.
Der Regelstandard Erleichtertes Bauen beschreibt, welche Maßnahmen in der Sozialen Wohnraumförderung förderfähig sind. Seit September 2023 wird der Standard bereits mit Erfolg angewandt. Insbesondere bei der Konstruktion des Bauwerks und beim technischen Ausbau lässt sich bereits jetzt ein nennenswerter Teil der Baukosten einsparen. Darüber hinaus werden weniger Ressourcen verbraucht und Treibhausgase ausgestoßen. Aber auch betriebswirtschaftlich ergeben sich positive Effekte. Bereits die Verringerung der Decken- und Wandstärke lässt die Baukosten sinken und schafft mehr Wohnfläche sowie höhere Erträge bei gleichbleibenden Außenmaßen.
Praktische Beispiele
Keller
Keller sind selbst bei günstigen Rahmenbedingungen in der Regel eine der teuersten Positionen. Daher wird im Regelstandard grundsätzlich auf Keller verzichtet. Wenn dadurch zum Beispiel Abstellräume wegfallen, müssen sie alternativ in den Wohnungen, im Dachgeschoss oder in den Außenanlagen ersetzt werden.
Aufzüge
Aufzüge sind sowohl in der Anschaffung, als auch im Betrieb sehr kostenintensiv. Vor allem Wartung und Instandhaltung schlagen nicht selten mit bis zu einem Euro pro Quadratmeter bei der Monatsmiete zu Buche. Im Regelstandard wird daher bis zur vierten Haltestelle lediglich die Vorrüstung von Aufzugsanlagen anerkannt. Ausnahmen gelten für Wohngebäude mit erhöhten Anforderungen an die Barrierefreiheit.
Energetische Anforderungen
Die gesetzlichen energetischen Anforderung nach dem Gebäudeenergiegesetz sind bereits sehr anspruchsvoll. Jede weitere Effizienzsteigerung ist nicht nur teuer, sondern lässt sich in der Regel nur zusammen mit aufwändigen technischen Lösungen realisieren. Diese verursachen auch im Betrieb Kosten und sind nach ihrer Lebensdauer zu ersetzen. Insbesondere bei der Nutzung von klimaneutraler Wärmeenergie führt das zu keinerlei Vorteilen. Der Regelstandard zielt daher auf den gesetzlichen Mindeststandard ab.
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Diese Erkenntnisse aus der sozialen Wohnraumförderung könnten darüber hinaus auch im frei finanzierten Wohnungsbau die Kosten spürbar senken. Der Bund und andere Bundesländer haben bereits großes Interesse an der Studie signalisiert.
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