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Schulen Schleswig-Holstein
: Thema: Ministerien & Behörden

Entwicklungsbereiche Sprache und Denken



Letzte Aktualisierung: 14.07.2023

Entwicklungsbereich Sprache

Der Lehrplan Sonderpädagogische Förderung unterscheidet für den Bereich „Sprache“ im Entwicklungsbereich „Sprache und Denken“ diese Tätigkeitsbereiche:

Symbolisieren
Symbolisieren erfolgt durch Bildung sprachlicher Einheiten als Stellvertreter für Lebewesen, Gegenstände, Handlungen und Sachverhalte. Sprache ist eine Form der Symbolisierung (Lehrplan Sonderpädagogische Förderung, S. 52). Symbolisieren umfasst das Bilden und Verwenden von Begriffen. Im Kontext semantisch-lexikalischer Sprachförderung unterliegen Begriffsbildung und die Verwendung von Begriffen weiteren Anforderungen:

  • Verstehen
  • Aktivieren
  • Festigen

Erkennen
Sprachliche Strukturelemente wie Phoneme, Morpheme, Wort- und Satzarten haben eine bedeutungsunterscheidende Funktion. (Lehrplan Sonderpädagogische Förderung, S. 53). Das Erkennen von Sprachregeln ist eine wichtige Voraussetzung für das Verstehen von Sprache und deren linguistischer Strukturen.

Anwenden
Es geht um das Anwenden linguistischer Einheiten und deren sinnvolle seriale Verknüpfung in grammatisch korrekter Form. (Lehrplan Sonderpädagogische Förderung, S. 52). Eine erkannte und verstandene Sprachregel wird in neuen sprachlichen Kontexten angewendet.

Gestalten
Mit dem Erwerb eines hinreichenden Begriffsbestandes und der koordinierten regelgeleiteten Setzung von Wörtern in Form von Sätzen erkennt ein Kind immer mehr, dass es entscheidend sein kann, wie etwas gesagt wird. Das Kind beginnt seine Ansprache überlegend zu formen (Lehrplan Sonderpädagogische Förderung, S. 53). Sprachgestaltende Mittel werden gezielt in der Sprache und beim Sprechen eingesetzt.

Entwicklungsbereich Denken

Die entwicklungsorientierte Förderung von Schülerinnen und Schülern im Entwicklungsbereich Denken ist Grundlage sonderpädagogischer Diagnostik und Förderung und wesentlicher Bestandteil des individuellen sonderpädagogischen Förderplans. Sie geschieht immer in Wechselbeziehung mit handlungs- und fachbezogenen Zielsetzungen. Die Förderung im Entwicklungsbereich Denken geht oft einher mit dem Entwicklungsbereich Sprache. Förderung in den Entwicklungsbereichen ist sowohl fachrichtungsspezifisch wie auch fachrichtungsübergreifend zu verstehen.

Die Ausführungen zu Prozessen der Denkentwicklung beziehen sich auf die Aspekte der Denktätigkeit wie sie im Lehrplan Sonderpädagogische Förderung aufgeführt sind. Sie basieren auf Theorien zur Denkentwicklung nach Piaget und den Ansätzen der Kulturhistorischen Schule nach Lew Wygotzki (siehe Literaturhinweis).

Aspekte der Denkentwicklung und -förderung
Denkentwicklung beginnt mit Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen und setzt sich fort über Handlungen und Operationen. Durch die Bildung von Vorstellungen und einer gedanklichen Verinnerlichung von Handlungen und Objekten sowie zunehmenden Prozessen der Abstraktion und Konkretisierung von Präsentanzen bilden Kinder individuell kognitive Strukturen aus. Jeder Mensch konstruiert sich seine Wirklichkeit selbst. Erkenntnis ist immer ein individueller Prozess. Handlungserfahrungen münden in Handlungsanwendungen und -planungen. Es entstehen Modellvorstellungen der sie umgebenden Welt.
Zur Beschreibung der Aspekte der Denktätigkeit werden im Lehrplan vier Begriffe genannt, die diesen Prozess beschreiben.

  • Erkennen
  • Symbolisieren
  • Anwenden
  • Gestalten

Erkennen
Erkenntnistätigkeit bezieht sich auf kognitive Prozesse der Informationsaufnahme und individuellen Verarbeitung, wie z. B. bei Lernaufgaben wesentliche von unwesentlichen Informationen zu unterscheiden, Abläufe einer Handlung, Strukturen oder Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Erkenntnisse hat ein Mensch, wenn er etwas versteht, d.h. wenn er individuelle Vorerfahrungen mit neuen Informationen schlüssig verbinden kann. Unter Berücksichtigung des konstruktivistischen Ansatzes konstruiert jeder Mensch seine Wirklichkeit selbst. Lernprozesse setzen immer wieder das Erkennen wesentlicher Aussagen oder didaktischer Fragestellungen voraus. Erkenntnisse führen zu weiteren Einsichten in individuellen Lernprozessen.

Symbolisieren
Denkoperationen sind als verinnerlichte Handlungen zu verstehen. Über Abstraktionsprozesse werden Vorstellungen oder Präsentanzen im Gehirn gebildet. Diese kognitiven Abbildungen können über Symbole wie Zeichnungen, Grapheme, Schrift oder Ziffern ausgedrückt werden. Auch das Wort ist als Symbol oder (Re-)präsentanz von Wirklichkeit zu verstehen. Über die Symbolisierungstätigkeit werden alle Formen der Abbildung codiert oder decodiert bis hin zu komplexen schriftsprachlichen Regelsystemen, grammatischen Strukturen, verschiedenen Ziffernsystemen oder Diagrammen.

Anwenden
Anwendungstätigkeit bezieht sich auf die kognitive Fähigkeit mit bekannten Handlungen erfolgreich umgehen zu können, wie z. B. eine Lesestrategie anzuwenden. Dazu gehört auch die Analyse von notwendigen Teilhandlungen, die zu einem Produkt führen oder das sinnvolle ordnen von Handlungsschritten (Phasen eines Schülerexperiments Verinnerlichung der Handlungen führt zu einer Automatisierung (Lesestrategien, Addition, …)). Zunehmende Handlungsschritte, z. B. zum Lösen einer Lernaufgabe, werden in die richtige gedankliche Ordnung gebracht. Es können gedankliche Reihen, Gruppen oder Hierarchien gebildet werden.

Gestalten
Bei der Gestaltungstätigkeit geht es um die kognitive Fähigkeit durch fundiertes Handlungs- und Sachwissen eigene Handlungsplanungen zu entwickeln. Diese Planungswege sind individuell und es können Planungsschritte selbstständig verworfen oder korrigiert werden, so dass ein völlig neues planerisches Vorgehen entsteht. Diese gedanklichen Operationen fordern ein hohes Maß an gedanklicher Flexibilität und Kreativität. Projektorientierte Aufgabenstellungen in einem handlungs- und kompetenzorientierten Unterricht fordern gestalterisches Denken.

Literaturhinweise

Ministerium für Bildung und Wissenschaft des Landes Schleswig-Holstein (MBW):
Lehrplan Sonderpädagogische Förderung. Glückstadt 2002.
Glückstädter Werkstätten

Jean Piaget: Meine Theorie der geistigen Entwicklung.
Weinheim und Basel 2010.
Beltz Verlag

L.S Wygotzkij: Denken und Sprechen.
Weinheim und Basel 2002.
Beltz Verlag

Carlos Kölbl: Die Psychologie der kulturhistorischen Schule
Göttingen 2006.
Vandenhoeck & Ruprecht Verlag

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