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Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein : Thema: Ministerien & Behörden

Ein Megalithgrab zieht um –


nach über 5000 Jahren

Letzte Aktualisierung: 20.12.2023

Im Vorfeld der Errichtung eines interkommunalen Gewerbegebietes in Goosefeld, Kreis Rendsburg-Eckernförde, fand Ende 2020 auf der betreffenden Fläche eine Voruntersuchung durch das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH) statt, bei der ein bislang unbekanntes Megalithgrab entdeckt wurde. Im Spätherbst des Folgejahres erfolgte die archäologische Untersuchung der Grabanlage.

Dabei zeigte sich, dass die Grabkammer zwar gestört, aber ungewöhnlich vollständig erhalten war.

Im Zuge der Zerstörung waren die Steine der ehemals eingetieften Grabkammer lediglich umgestoßen worden.

Bei der Freilegung der Grabkammer und ihres Umfeldes kamen insgesamt 13 Findlinge zum Vorschein, deren ursprüngliche Position sich anhand ihrer Steinstandspuren und der teilweise erhaltenen Lehmummantelung gut bestimmen ließ. Bei der Grabkammer handelte es sich um ein polygonales bis leicht ovales Ganggrab mit einem Innendurchmesser von 2,5 m bis 2,9 m, bestehend aus neun Trägersteinen. Der Eingang der Kammer befand sich im Süden. Zu beiden Seiten des Eingangs lagen verkippt zwei mächtige Gangsteine. Auf beiden Seiten des Ganges folgten in südlicher Richtung je zwei weitere Standspuren ehemaliger Gangsteine. Direkt im Eingang zur Grabkammer befand sich ein flacher Eintrittsstein als Schwelle zur Kammer.

Der Baggerfahrer, hinten links in seinem Führerhaus im Bild, schaut auf den großen Findling, der an seiner Baggerschaufel hängt. Dieser Deckstein schwebt noch über den sich unten im Bild befindenden stehenden Findlingen, auf denen er abgelegt werden soll.
Der Deckstein wird positioniert.

Die Kammer war ehemals mit vermutlich drei Decksteinen abgedeckt, von denen einer östlich der Kammer seitlich hochkant in einer Grube lag. Da davon auszugehen ist, dass der Deckstein lediglich seitlich von der Kammer in die Grube heruntergezogen wurde, wäre seine ehemalige Position parallel zur Gangachse, wie es für polygonale und ovale Ganggräber üblich ist. Zwei größere Granit- bzw. Gneisbruchstücke mit frischen Bruchkanten sind als Reste des oder der fehlenden Decksteine anzusehen. Kreisförmig um die Kammer mit einem Durchmesser von ca. 12 m lag eine Ansammlung von faust- bis kopfgroßen Steinen und Standspuren, die den Rand des ehemals die Kammer bedeckenden Hügels markieren. Eine Datierung der Errichtung der Kammer ist aufgrund des äußerst spärlichen Fundmaterials kaum möglich. Da aber die polygonalen bzw. ovalen Ganggräber jedoch als Weiterentwicklung der Polygonaldolmen anzusehen sind, dürften sie an den Beginn der Ganggrabzeit um 3200 v. Chr. zu setzen sein.

Eine spätere Nutzungsphase des Grabes wird durch ein Flintbeil der Einzelgrabkultur belegt.

Vorne links ist ein Teil des rekonstruierten Megalithgrabes im Bild. Ringo Klooß vom ALSH hockt darin, von außen betrachten Joachim Sebastian und Harm Paulsen die Rekonstruktion. Rechts im Hintergrund steigt der Baggerfahrer in sein Führerhaus.
Ringo Klooß (ALSH), Joachim Sebastian und Harm Paulsen (von links nach rechts) begutachten die Lage.

Da das fast vollständig erhaltene Grab dem Bau des Gewerbegebietes weichen musste, wurde beschlossen, es an anderer Stelle wieder zu errichten. Als geeigneter Platz bot sich die Umgebung des nahe gelegenen Megalithgrabes LA 35 an. Anfang Mai 2022 wurden die 13 nummerierten Steine und Zwickelplatten mit Baggern und Radladern aus der Grabgrube gehoben und an ihren neuen Standort gebracht. Am 13. und 14. Dezember 2023 konnte mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Im Gegensatz zur ursprünglichen Bauweise wurde die Grabkammer aber nicht eingetieft, sondern obertägig errichtet. Dazu hob der Bagger ca. 0,5 m tiefe Gruben für die Steine aus, in die er dann die Steine setzte. Zuletzt legte er den einzigen verbliebenen Deckstein auf die Grabkammer. Im Frühjahr 2024 sollen die Zwischenräume zwischen den Steinen mit den während der Ausgrabung dokumentierten und aufbewahrten Zwickelplatten verfüllt werden.


Dank an:

  • Harm Paulsen (Experte im Aufbau von Megalithgräbern)
  • Joachim Sebastian (Heimatgemeinschaft Eckernförde und Spendensammler für den Wiederaufbau)
  • Rüdiger Zander (Bürgermeister von Goosefeld)
  • Norbert Jordan (Abteilungsleiter Bauen und Umwelt, Amt Ostsee-Schlei)
  • Holger Dreeßen (genialer Baggerfahrer der Firma Bahr GmbH, Holzdorf)
  • Ole Hoffmann (Archäologe und Bekannter von Harm Paulsen, der schon oft beim Aufbau von Megalithgräbern mitgeholfen hat)
Im Vordergrund liegt das rekonstruierte Megaltihgrab. Der Blick führt durch den Gang, markiert durch zwei sich parallel gegenüberstehende Findlinge, in die sich anschließende ovale Grabkammer mit einem rechtsseitig aufliegendem Deckstein.
Die Rekonstruktion des Megaltihgrabes.

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