Ein Weihnachtsfest ohne Weihnachtsbaum: Für viele Menschen ist das unvorstellbar und käme einer mittelschweren Katastrophe gleich. Auf den fast baumlosen nordfriesischen Inseln und Halligen waren Tannenbäume stets Mangelware. Die Friesenstube war deshalb jedoch nicht weniger festlich geschmückt, denn die Inselbewohner hatten ihren eigenen Weihnachtsbaum.
Letzte Aktualisierung: 14.10.2022
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Weihnachtsbäume auf die nordfriesischen Inseln und Halligen verschifft. Der Transport war sehr kostspielig und nur allzu oft schnitten strenge Winter die Inselbewohner vom Festland ab. Die Friesen ließen sich von der Baumnot jedoch nicht die Weihnachtszeit verderben: Sie hatten ihren eigenen Weihnachtsbaum. Mit seinem Geflecht aus immergrünen Zweigen fand sich der friesische Weihnachtsbaum in beinahe jedem Haushalt. Der Sylter nennt ihn "Jöölboom", die Menschen auf Föhr und Amrum sprechen vom "Kenkenbuum".
Salziger Weihnachtsschmuck
Der friesische Weihnachtsbaum besteht aus einem kleinen Holzgestell, in das ein Kranz aus Buchsbaum oder Efeu eingeflochten wird. Geschmückt wir der "Jöölboom" mit so genanntem "Kenkentjüch" oder "Popen"–Figuren, die meist aus Salzteig gefertigt werden.
Zentraler Bestandteil des salzigen Weihnachtsschmucks sind die Figuren Adams und Evas. Sie sind mit dem Baum der Erkenntnis am Fuße des "Jöölbooms" abgebildet. Hinzu kommen zahlreiche Tiere aus der heidnischen Symbolik. Darunter Schwein, Hund, Kuh, Fisch, Schaf, Pferd und Hahn sowie ein Segelschiff und eine Mühle.
Die Forschung sieht in den Salztieren einen symbolischen Ersatz für vorchristliche Opfergaben. Zudem verkörpert jedes Tier eine Eigenschaft. So steht das Pferd für Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit. Der Hund für die Treue. Auch dem Hahn wird eine symbolische Bedeutung zugeschrieben: Er ist Ausdruck von Wachsamkeit. Segelschiff und Mühle stehen dagegen für die seit Jahrhunderten betriebene Seefahrt und den Ackerbau.
Starke Konkurrenz
Mit der zunehmenden Verbreitung des Adventskranzes wurden auch am Gestell des "Jöölboom" Kerzen angebracht und zu den Adventssonntagen entzündet. Nachdem der friesische Weihnachtsbaum im Laufe des 20. Jahrhunderts beinahe in Vergessenheit geriet, erfreut er sich heute wieder wachsender Beliebtheit. In Nordfriesland, auf den Inseln, Halligen und im nordwestlichen Teil Schleswig-Holsteins erhellen deshalb häufig gleich zwei Weihnachtsbäume die guten Stuben.
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