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Thema : Landwirtschaft in Schleswig-Holstein

Moorschutz in der Landwirtschaft



Letzte Aktualisierung: 22.01.2024

Hintergrund

Schleswig-Holstein ist ein moorreiches Bundesland. Rund 10 % der Landesfläche werden von kohlenstoffreichen Böden (Moorböden und Anmoorböden) eingenommen (Übersichtskarte). Das entspricht rund 152.800 ha kohlenstoffreicher Böden, davon rund 129.800 ha Moorböden (Hoch- und Niedermoor) und 23.000 ha Anmoorböden (Anmoorgleye und Moorgleye)).

Niedermoore machen mit rund 103.200 ha den größten Flächenanteil der kohlenstoffreichen Böden in Schleswig-Holstein aus. Sie kommen in den Niederungen der Geest und im Übergangsbereich zur Marsch verbreitet vor. Im Östlichen Hügelland sind sie in den Tälern und in den zahlreichen abflusslosen Hohlformen zu finden. Hochmoore machen rund 26.600 ha aus. Sie sind überwiegend in den Niederungen der Geest, in der Eider-Treene-Sorge-Niederung und im Übergangsbereich vom Östlichen Hügelland zur Geest, vereinzelt aber auch im zentralen Östlichen Hügelland zu finden.

Der Großteil der Moorböden wurde in den vergangenen Jahrzehnten entwässert, um eine landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen. Die Kultivierung von Mooren zur landwirtschaftlichen Nutzung und damit einhergehend der Ernährung der Bevölkerung, aber auch zu Siedlungszwecken geht bis ins 12. Jahrhundert zurück und hat den Wirtschaftsfaktor Landwirtschaft in Schleswig-Holstein in vielen Regionen maßgeblich geprägt. Heute werden mehr als 81% der Moorflächen in Schleswig-Holstein landwirtschaftlich genutzt. Den größten Anteil nimmt die Grünlandnutzung mit rund 57 % ein. Dies entspricht rund 26% der genutzten Grünlandflächen in Schleswig-Holstein. Insbesondere für viehhaltende Betriebe spielt die Grünlandnutzung auf Moorstandorten eine große Rolle.

Luftaufnahme eines Moores bei leicht bewölktem Himmen und Sonnenschein.
Schleswig-Holstein ist ein moorreiches Bundesland. Rund 10 % der Landesfläche werden von ihren kohlenstoffreichen Böden eingenommen.

Klimaschutz durch nasse Moore

Moore entstehen in wassergeprägten Landschaften. Abgestorbenes Pflanzenmaterial wird in den wassergesättigten Bodenzonen unter Ausschluss von Sauerstoff nur langsam zersetzt. In nassen Mooren wird durch Photosynthese torfbildender Pflanzen mehr gebundener Kohlenstoff im Boden als Torf gespeichert als durch Zersetzungsprozesse abgebaut wird. So wird der Atmosphäre auf natürliche Weise Kohlenstoff entzogen und es wird ein direkter Klimaschutzbeitrag geleistet. Über lange Zeiträume haben intakte Moore so große Mengen an Kohlenstoff im Torf gespeichert. Weltweit bedecken Moore nur 3% der Landfläche. In ihren Böden ist etwa doppelt so viel Kohlenstoff gebunden wie in der Biomasse aller Wälder der Erde zusammen.

Entwässerungsmaßnahmen vergangener, aber auch gegenwärtiger Landnutzungen führen jedoch zu einem Anstieg der Torfmineralisation. Im Zuge dieser Eingriffe in den Wasserhaushalt verlieren Moore die Fähigkeit, CO2 zu speichern. Zusätzlich wird der über einen langen Zeitraum gebundene Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre freigesetzt. Kohlenstoffreiche Böden sind für rund 17% der THG-Emissionen Schleswig-Holsteins verantwortlich. Die Reduzierung von THG-Emissionen durch die Wiedervernässung von Mooren ist in Schleswig-Holstein deshalb – insbesondere mit Blick auf die Klimaschutzziele des Landes (Energiewende- und Klimaschutzgesetz) – von großer Bedeutung. Zeitgleich können durch Wiedervernässungsmaßnahmen wertvolle Lebensräume wiederhergestellt werden.

Für eine klimaschonende Bewirtschaftung müssen landwirtschaftlich genutzte Moorböden daher bei möglichst hohen Grundwasserständen bewirtschaftet werden. Durch die Erhöhung des Wasserstandes bleiben die Kohlenstoffvorräte weiter im Boden gespeichert.

Klimaanpassung durch Moorschutz

Die Niederungsflächen Schleswig-Holsteins stehen aufgrund des Klimawandels vor enormen Herausforderungen. Steigende Meeresspiegel und zunehmende Extremwetterereignisse erfordern ein angepasstes Wassermanagement und Rückhalteflächen für das Wasser im Binnenland. Als natürliche Retentionsräume können Moore einen Beitrag leisten, den Landschaftswasserhaushalt robuster zu machen und negative Folgen von Starkregenereignissen abzumildern. Gleichzeitig besitzen Moore eine kühlende Wirkung in der Landschaft und leisten somit regional einen Ausgleich beim Auftreten von Hitzewellen.

Offenbütteler Moor
Im Offenbütteler Moor verfolgt das Flurbereinigungsverfahren primär das Ziel der Moorrenaturierung.

Perspektiven für die Landwirtschaft

Nasse und wiedervernässte Moorböden stellen die Landwirtschaft vor Herausforderungen. Hier ist eine gewöhnliche landwirtschaftliche Bewirtschaftung nur unter Einschränkungen möglich. Vor diesem Hintergrund müssen angepasste oder alternative Bewirtschaftungsformen entwickelt werden (z.B. Anbau von Paludikulturen) oder Ersatzflächen über ein strategisches Flächenmanagement der Flurbereinigung beschafft werden, damit eine landwirtschaftliche Wertschöpfung weiterhin möglich ist und ein Beitrag zum Klimaschutz und der Klimaanpassung geleistet werden kann. Insbesondere für tierhaltende Betriebe, wie sie häufig aufgrund der Grünlandnutzung in den Niederungen vorherrschen, braucht es Konzepte für einen Übergang der Tierhaltung auf vernässten Flächen. Die angepasste tiergebundene Landbewirtschaftung bietet auch Potentiale für positive Synergieeffekte für den Wiesenvogelschutz und weiterer Biodiversitätsaspekte.

Weitere Informationen

Flurbereinigungsbehörde Schleswig-Holstein

Flurbereinigung ist ein neutrales, bundesweit etabliertes Verfahren um Landnutzungskonflikte aufzulösen. Insbesondere eigentumsregelnde und bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur, des Umwelt- und Naturschutzes sowie der Landschaftspflege und der Wasserwirtschaft können über die Flurbereinigung umgesetzt werden.

Moore in Schleswig- Holstein

Mehr Informationen rund um das Thema Moore, ihrer Geschichte, ihrer Bedeutung und ihrem Schutz erhalten Sie in dieser Broschüre des ehemaligen Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume.

Strategie zur Zukunft der Niederungen

Im aktuellen Koalitionsvertrag wurde daher vereinbart, für die Niederungsbereiche im Land zusammen mit den Betroffenen eine Zukunftsstrategie (Niederungen 2100) zu entwickeln, um eine Perspektive für die Bewirtschaftung der Niederungen ökonomisch wie ökologisch sicherzustellen und gleichzeitig dem Klimaschutz Rechnung zu tragen. Gemeinsam mit dem MEKUN und dem MIKWS erarbeitet das MLLEV daher eine Strategie für die Zukunft der Niederungen in Schleswig-Holstein bis 2100.

Übersicht der organischen Böden in Deutschland

Die aktualisierte Kulisse der organischen Böden in Deutschland (2023) stellt die Moor- und weiteren organischen Böden in Deutschland dar. Sie enthält harmonisierte Informationen u.a. zu verschiedenen Kategorien von organischen Böden, zur anthropogenen Überprägung durch Tiefumbruch oder der Überdeckung mit Mineralboden, zur Mächtigkeit der Torfschichten, zum Vorhandensein abmooriger Horizonte und zu den Substraten der unterlagernden Schichten. Sie wurde vom Thünen-Institut aus Karten der und in Abstimmung mit den zuständigen Landesämtern erstellt und ist Open Access.

Gutachten „Ökonomische Betroffenheit eines angepassten Niederungsmanagements für die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein“

Die Kieler Gesellschaft für europäische Landwirtschaftsstudien (KIELS) stellte im November 2023 das Gutachten „Ökonomische Betroffenheit eines angepassten Niederungsmanagements für die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein“ vor.

Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein

Klimapunkte-Verfahren

Das Klimapunkte-Modell macht es Eigentümerinnen und Eigentümer von Moorflächen möglich, mit der dauerhaften Abgabe der Vernässungsrechte Wertschöpfung von häufig unrentablen Flächen zu generieren und gleichzeitig etwas für den Klimaschutz zu tun. Mit diesem innovativen Instrument werden Flächen nach ihrem Klimaschutzpotenzial statt nach dem Verkehrswert bewertet und vergütet. Mehr Informationen auf der Seite der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

Klimafarm

Bei der Klimafarm handelt es sich um ein Pilotvorhaben zur landwirtschaftlichen Wertschöpfung auf wiedervernässten Grünlandstandorten auf Moorböden. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert. Die projektbegleitende Forschung erfolgt durch die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und durch die Fachhochschule Kiel, Fachbereich Agrarwirtschaft. Schwerpunkt des Vorhabens ist die klimapositive Vernässung von Grünland auf Moorstandorten mit einer andauernden wirtschaftlichen und moorbodenerhaltenden Nutzung.

Greifswald Moor Centrum

Das Greifswald Moor Centrum ist als Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis Vordenker und Gestalter in allen Moorfragen – lokal und weltweit.

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