RENDSBURG. Schleswig Holsteins Umweltmister Robert Habeck hat beim Landesnaturschutztag für die Weiterentwicklung von Naturschutzkulissen geworben.
"Wilde Natur in unserer Kulturlandschaft ist hoch attraktiv, aber eben auch eine Herausforderung. Sie ist ein Gradmesser für unsere Toleranz
", sagte Habeck heute (8. Oktober 2015) anlässlich des 21. Schleswig-Holsteinischen Naturschutztags im Kulturzentrum Hohes Arsenal in Rendsburg.
In zahlreichen Vorträgen beleuchteten auf dieser Veranstaltung die Referentinnen und Referenten vor gut 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ehrenamtlichen und amtlichen Naturschutz das Thema "Wildnis in der Kulturlandschaft?".
"Wildnis als vom Menschen ungenutzte Natur, in der natürliche Prozesse ungesteuert ablaufen können, schafft uns Menschen einmalige Erlebnisse. Sie nützt gleichzeitig dem Erhalt der Arten- und Lebensraumvielfalt in Schleswig-Holstein
", sagte Habeck. Das sei nicht nur im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, der größten zusammenhängenden Kulisse, wo Natur Natur sein darf, der Fall, sondern auch in Lebensräumen an Land. "Dort sind völlig ungenutzte Kulissen allerdings die ganz große Ausnahme. Bis auf den Beltringharder Koog haben wir im Land faktisch keine Wildnis
", sagte Habeck.
"Wir werden daher eine Strategie entwickeln, bisherige Naturschutzkulissen weiter zu entwickeln.
" Ansatzpunkte dafür böten die Naturwälder, Auen, renaturierten Hochmoore oder Dünen. Sie alle könnten in den nächsten Jahren zu echten Wildnisgebieten werden, einer spezialisierten Tier- und Pflanzenwelt unverzichtbaren Lebensraum bieten und gleichzeitig dem Klimaschutz helfen. So tragen Moor- und Waldwildnis erheblich zum Klimaschutz bei, indem sie im Torfkörper und in Alt- und Totholz klimaschädliches CO2 binden. Natürliche Flussauen, in denen Bäche und Flüsse dynamisch ihren Verlauf verändern und ihr Flussbett verlassen dürfen, halten weit mehr Nährstoffe zurück als begradigte Flüsse; sie schützen somit auch unsere Meere.
Vor diesem Hintergrund ist im Entwurf des Landesnaturschutzgesetzes, der dem Landtag derzeit zur Beratung vorliegt, das Ziel aufgenommen, zwei Prozent der Landesfläche Schleswig-Holsteins zu Wildnisgebieten zu entwickeln. "Es handelt sich dabei nicht um neue Gebiete, sondern um eine Vertiefung des Naturschutzes
", sagte Habeck. In Wildnisgebieten soll sich Natur unbeeinflusst von menschlichen Nutzungen entwickeln können. Die zwei Prozent entsprechen den Zielen der Nationalen Biodiversitätsstrategie.
Habeck erklärte weiter: "Die Entwicklung von Wildnis löst nicht nur Begeisterung, sondern auch Sorgen und Befürchtungen aus, beispielsweise vor Nutzungseinschränkungen oder Veränderungen des Landschaftsbildes. Und es kommt zu einem Konflikt innerhalb des Naturschutzes, weil etwa Wiesen verbuschen oder sich in Wäldern auch nicht heimische Arten ansiedeln.
" Er betonte: "Wenn wir Akzeptanz für mehr Wildnis in Schleswig-Holstein erreichen wollen, müssen wir die Menschen einbinden. Sie müssen Wildnis als etwas Faszinierendes hautnah erleben können.
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Hintergrund
Der Schleswig-Holsteinische Naturschutztag ist das zentrale Informations- und Dialogforum des ehren- und hauptamtlichen Naturschutzes, auf dem jährlich aktuelle Themen und Entwicklungen rund um den Naturschutz vorgestellt und diskutiert werden. Der Naturschutztag stellt zugleich einen Brückenschlag zwischen Naturschutz und menschlichen Nutzungsansprüchen her. Organisiert wird der Naturschutztag vom Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) in enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR), dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) sowie in diesem Jahr auch dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz/Nationalparkverwaltung (LKN).
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