Praxis der Gleichstellungsbeauftragten
Richtig gendern. Wie Sie angemessen und verständlich schreiben (Anja Steinhauer, Gabriele Diewald, Duden 2017)
Ende 2017 hat der Duden einen ausführlichen Ratgeber zum Thema „gendergerechte Sprache“ herausgegeben:
Die Autorinnen zeigen die aktuelle Debatte und liefern sprachwissenschaftlich fundierte Argumente für gendergerechte Sprache. Sehr übersichtlich, leicht verständlich und detailliert werden die amtlichen Regelungen dargestellt und konkrete Anwendungsbeispiele gegeben. Außerdem zeigen die Autorinnen auch gendergerechte Schreibweisen abseits der amtlichen Regelungen dar – die ebenso ihre Daseinsberechtigung haben und zum Teil sehr verbreitet sind.
Gendergerechte Sprache in den Medien
Auf der Seite Genderleicht.de, einem Projekt des Journalistinnenbundes, sind sehr nützliche Tipps und Tools zu finden, wie es leicht gelingt, diskriminierungsfrei zu schreiben und zu sprechen. Die Impulse und Hilfestellungen auf der Seite sind verständlich und damit eine große Bereicherung, wenn es um gendersensible Sprache geht. Sprachgeschicklichkeit lässt sich erwerben – und kann auch Spaß machen. Das legt Genderleicht nahe. Quelle: Deutscher Frauenrat
Die Dritte Option
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes veröffentlichte auf ihrer Homepage FAQ zum Diskriminierungsschutz im Arbeitsleben mit Blick auf die Dritte Option. https://www.antidiskriminierungsstelle.de/DE/ThemenUndForschung/Geschlecht/Dritte_Option/Dritte_Option_node.html
Bundestag: Liste mit Ärzten für Frauen in Not
Die von der Bundesärztekammer (BÄK) zentral geführte Liste mit Medizinern, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen, wird offenbar vermehrt für Eintragungen genutzt. Die nach dem Start Ende Juli zunächst 87 Einträge hätten sich mit der Aktualisierung im September 2019 auf 215 Einträge mehr als verdoppelt, heißt es in der Antwort (19/13851) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (19/13391) der FDP-Fraktion. Aktuell befänden sich auf der Liste Einträge aus allen Bundesländern. Die Liste befinde sich aber noch im Aufbau. Die BÄK habe zugesagt, die Liste zeitnah zu ergänzen. Weitere Ärzte hätten bereits ihre Aufnahme in die Liste beantragt. Die BÄK und der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) hätten sich in einem Schreiben direkt an mehr als 12.500 Frauenärzte gewandt und über die Liste informiert. Quelle: Pressemitteilung hib - heute im Bundestag Nr. 1291 vom 18.11.2019
Vereinbarkeit Familie und Beruf
Karriereaspirationen von Frauen im öffentlichen Dienst - Eine explorative Studie von Bettina Franzke, Professur für Interkulturelle Kompetenzen und Diversity-Management, Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW (FHöV NR ), und Anna Kirschbaum, Absolventin des Bachelor-Studiengangs Kommunaler Verwaltungsdienst - Verwaltungsbetriebswirtschaftslehre an der FHöV NRW ging der Frage nach, wie weibliche Nachwuchskräfte im öffentlichen Dienst ihre Karrierechancen einschätzen und bewerten. In leitfadengestützten Interviews mit zehn Studentinnen im gehobenen Verwaltungsdienst zeigte sich die Hälfte der befragten Frauen grundsätzlich führungsmotiviert. Allerdings zögern die meisten von ihnen, den Weg in eine Führungspositionen als eine realistische Option tatsächlich in Betracht zu ziehen. Aus Sicht der Frauen stehen ihnen beim Aufstieg in eine Leitungsaufgabe mehrere Hürden entgegen:
- ein durch Familienaufgaben geprägter Lebenslauf
- Probleme bei der Vereinbarkeit einer Führungsposition mit familiären Aufgaben
- Rollenvorstellungen in der Gesellschaft und persönliche Rollenbilder
- Zweifel an den eigenen Führungsqualitäten
Es werden Personal- und Organisationsentwicklungsmaßnahmen aufgezeigt, mit denen die Führungsmotivation von Frauen im öffentlichen Dienst gesteigert und für Arbeitgeber nutzbar gemacht werden kann.
(Quelle: Der Öffentliche Dienst - Personalmanagement und Recht - 71. Jahrgang Nr. 3/2018 Seiten 53-84)
Politik
Gleichstellungsbericht der Landesregierung
Der 5. Gleichstellungsbericht der Landesregierung in Verbindung mit dem Zweiten Bericht über die geschlechterparitätische Besetzung von Gremien –Zweiter Gremienbericht- liegt vor. http://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl19/drucks/01600/drucksache-19-01694.pdf
CEDAW-Allianz Deutschland: Stand der Frauenrechte in Deutschland
Das Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau“ (engl.: CEDAW) gilt seit 1979 als völkerrechtlich wichtigstes Menschenrechtsinstrument für Mädchen und Frauen. Die Vertragsstaaten (wie Deutschland), sollen die faktische Gleichstellung der Geschlechter erwirken und dies in periodischen Staatenberichten nachweisen. Zum 40. Jubiläum sowie dem 25. Jubiläum der „Pekinger Erklärung und Aktionsplattform“ überreichte die CEDAW-Allianz Deutschland am 27.11.2019 der Bundesregierung ihre Stellungnahme zum Stand der Frauenrechte in Deutschland. Sie wurde von der CEDAW-Allianz Deutschland im Rahmen des regelmäßigen Prüfverfahrens der Umsetzung von CEDAW erarbeitet. https://www.frauenrat.de/wp-content/uploads/2019/11/AlternativBericht-final-web.pdf
Empfehlung des Europarates zum Thema Sexismus
Als Antwort auf die #MeToo- und andere aktuelle Bewegungen, die zu einer Sensibilisierung gegenüber dem noch immer bestehenden Sexismus in der Gesellschaft geführt haben, hat das Ministerkomitee des Europarates eine Empfehlung verabschiedet, um Sexismus zu beenden. Darin ist auch die erste international anerkannte Definition des Begriffs enthalten. Danach ist Sexismus eine Erscheinungsform des „historisch ungleichen Kräfteverhältnisses“ zwischen Frau und Mann, die zu Diskriminierung führt und die volle soziale Emanzipation der Frau verhindert. Sexismus ist „in allen Bereichen und Gesellschaften strukturell vorhanden und verbreitet, […] Sexismus und sexistisches Verhalten beruhen auf Geschlechterstereotypen und verstärken sie“. Darum wird Sexismus erstmals in einem eigenen Rechtsinstrument, das auf seine Bekämpfung abzielt, durch eine umfangreiche Aufzählung von Maßnahmen und Bereichen, in denen er auftritt, definiert: von der Werbung und den Medien bis zur Arbeitswelt, der Justiz, dem Bildungswesen und dem Sport. Der Text legt das Augenmerk darauf, was sexistisches Verhalten ist, und empfiehlt den Akteuren konkrete Möglichkeiten, es zu erkennen und zu bekämpfen. (https://rm.coe.int/cm-rec-2019-1-on-preventing-and-combating-sexism/168094d894)
Gleichstellungsmonitor der Stadt Hamburg
„Gleichstellung bedeutet, dass individuelle Lebensentwürfe und Entwicklungspotenziale von jedem Menschen […] in gleichem Maße realisiert werden können und in unterschiedlichen Lebenslagen und Lebensphasen gleiche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht wird.“ (Gleichstellungspolitisches Rahmenprogramm 2017 des Hamburger Senats) Zu diesem übergeordneten Ziel bekennt sich der Hamburger Senat in seinem Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramm. Durch konkrete Maßnahmen, die in den einzelnen Ressorts entwickelt und umgesetzt werden, ist es möglich, diesem Ziel messbar Schritt für Schritt näherzukommen. Der vorliegende digitale Gleichstellungsmonitor ergänzt und unterstützt dieses systematische Vorgehen. Anhand von Zahlen, Daten und Fakten bezogen auf zunächst 48 Indikatoren in sechs Handlungsfeldern bildet er unterschiedliche lebensweltliche Aspekte von Frauen und Männern in Hamburg ab. Die Indikatoren des Gleichstellungsmonitors sind: Frauen und Männer in Hamburg, Partizipation, Bildung, Ausbildung und wissenschaftliche Qualifizierung, Arbeit und Einkommen, Sorgearbeit und Lebenswelt. https://www.hamburg.de/gleichstellungsmonitor/
Gesellschaft
EIGE: Europäisches Wissenszentrum für Fragen der Gleichstellung der Geschlechter
Das Institut unterstützt die Gleichstellungspolitik der Europäischen Union durch gezielte Datensammlung und Forschung. Hier finden sich Daten zur Gleichstellung der Geschlechter und Informationen zum Geschlechtergleichstellungsindex (Deutschland: 65,5, Schweden: 82,6, Griechenland: 50,0), an dem die Entwicklung der Geschlechtergleichstellung anhand relevanter Kriterien verfolgt werden kann. Hier findet sich auch die Gender Mainstreaming Plattform mit Methoden, "Tools" und einem Fundus aus "Guten Beispielen" sowie Trainerinnen und Trainern aus den Mitgliedsländern. Das Ressourcen- und Dokumentationszentrum unterhält eine Bibliothek mit 500.000 Dokumenten. Ein Glossar enthält Erklärungen und Definitionen zu Begriffen aus der Gleichstellungspolitik - auch auf Deutsch. https://eige.europa.eu
Das Digitale Deutsche Frauenarchiv
Das Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF) ist ein Fachportal über die Geschichte der deutschen Frauenbewegungen. Ziel des in Europa einzigartigen Projekts ist es, ausgewählte Quellen der Frauenbewegungsgeschichte in digitalisierter Form für eine breite Öffentlichkeit im Internet zugänglich zu machen. https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/das-ddf
Buch "Sexualisierte Gewalt und Schule"
Im Oktober 2018 ist das Buch "Sexualisierte Gewalt und Schule" von Margit Miosga und Ursula Schele erschienen. Wie sehen typische Täter*innenstrategien aus und woran erkennen Lehrkräfte, dass sie handeln sollten? Wie spricht man die Schüler*innen an? Und welchen Einfluss haben inzwischen digitale Medien? Das Buch bietet Antworten auf diese Fragen. Gemeinsam mit den Berichten von Expert*innen, Eltern und Betroffenen bietet es eine umfassende Auseinandersetzung mit sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und zeigt, wie Schulen helfen können. Zudem bildet es eine Grundlage zur Erarbeitung von schulischen Schutzkonzepten. BELTZ-Verlag, Preis: 19,95 €
Bis zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern kann es noch dauern. Das Weltwirtschaftsforum rechnet mit rund 200 Jahren
Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen liegt laut einem Bericht des Weltwirtschaftsforums bei 68 Prozent, 100 Prozent würde bedeuten, dass Männer und Frauen exakt die gleichen Chancen hätten. Für den Report wurden Daten aus 149 Ländern ausgewertet. Berücksichtigt wurden vier Kategorien: Ökonomische Teilhabe und Chancen, Bildung, Gesundheit und Lebenserwartung sowie politische Teilhabe. Bei Bildung und Gesundheit liegt die Gleichberechtigung bei rund 95 Prozent, bei politischer Teilhabe sind es aufgrund der weltweiten Überrepräsentanz von Männern in Parlamenten nur etwa 20 Prozent. Island schneidet hier mit 38 Prozent besten ab (zum Vergleich in Deutschland sind es 30 Prozent). Zwar hält sich der Gender Pay Gap, also die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen hartnäckig, aber in dem Report finden sich zu Jobchancen und zur wirtschaftlichen Situation auch einige überraschende Zahlen. Rund ein Drittel der Führungspositionen ist demnach weltweit mit Frauen besetzt. In Jamaica, Laos, Kolumbien, auf den Bahamas und den Philippinen sind es laut dem Report die Hälfte. http://www3.weforum.org/docs/WEF_GGGR_2018.pdf
Kommunale Gleichstellungsarbeit
Gender in der Wissenschaft
Blog: Interdisziplinäre Geschlechterforschung
„Möchten Sie sich kurz und knapp über neue Forschungsthemen und –ergebnisse aus der Geschlechterforschung informieren? Fehlen Ihnen manchmal pointierte Texte zu öffentlichen Debatten über Geschlecht und Gleichstellung? Auf www.gender-blog.de erscheint jede Woche ein neuer Beitrag zu Themen der Geschlechterforschung in Wissenschaft, Kunst, Kultur und Gesellschaft. Neben Forschungsbeiträgen finden sich Interviews, Ausstellungs-, Buch- und Veranstaltungsbesprechungen sowie Debatten zu aktuellen Themen. Die Qualität des Wissenschaftsblogs wird über die Redaktion, die an das Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW angebunden ist, sichergestellt.