Landesamt für
Denkmalpflege: Thema: Ministerien & Behörden
Denkmalpflege ist das Bewahren von Erinnerungskultur
Einweihung der Gedenkstätte Henri-Goldstein-Haus in Quickborn am Tag des offenen Denkmals 2024.
Letzte Aktualisierung: 11.09.2024
Viele Interessierte konnten es kaum erwarten am Sonntag, 8. September, zur Einweihung des Henri-Goldstein-Hauses zu kommen. Auch wenn die Anfahrt durch ein gleichzeitig stattfindendes Radsportereignis für so manchen Nicht-Quickborner erschwert war. Mit einer feierlichen Zeremonie und dem durchschneiden des "Roten Bandes" wurde ein würdevoller Rahmen geboten. Nach jahrelanger Planung ist ein wichtiger Meilenstein für die Gedenkstätte in Quickborn erreicht. In dieser Projektphase wurden Dachstuhl, Fenster und das Außenmauerwerk instandgesetzt.
"Wir freuen uns, dass wir gemeinsam die Einweihung dieser Gedenkstätte am Tag des offenen Denkmals begehen können", betonen Jens-Olaf Nuckel, Vorsitzender des Träger- und Fördervereins Henri-Goldstein-Haus, und Dr. Philip Seifert, Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege, am Rande der Veranstaltung.
"Ohne das Engagement der Ehrenamtlichen, der Stadt Quickborn und die finanzielle Unterstützung durch Land und Bund sowie der Stiftung Denkmalschutz wären wir heute nicht hier. Mein Dank gilt allen Beteiligten und denen, die sich auch zukünftig für diesen Ort einsetzen", erklärt Nuckel. Er sei froh, dass es eine Zukunft für das denkmalgeschützte Gebäude als Gedenk- und Lernort gäbe. Der Eigenanteil des Vereins liegt bei circa 45.000 Euro, wobei das Büro Nuckel Architekten eine pro-bono-Arbeit leistet. Das Projekt wurde mit 130.000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes und rund 25.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unterstützt. Zusätzlich gab es 200.000 Euro aus dem "Infrastrukturmodernisierungsprogramm für unser Land Schleswig-Holstein", wovon 70.000 Euro für die wissenschaftlichen Forschungen von Historiker Dr. Karsten Wilke, Universität Bielefeld, eingesetzt werden. Diese Ausarbeitungen sollen Anfang 2025 als Buch erscheinen.
Das Himmelmoor in Quickborn wurde seit 1871 zum gewerblichen Torfabbau genutzt. Mehrere Gebäude wurden errichtet, um Gefangene einzuquartieren und die Arbeiten zu organisieren. Das Gebäude, heutiges Henri-Goldstein-Haus, wurde 1935 errichtet. Ab 1942 das Gebäude von der restlichen Anlage abgetrennt und für die Unterbringung und Separierung jüdischer Kriegsgefangener genutzt. Der Kriegsgefangene Henri Goldstein wurde kurz nach Beginn des zweiten Weltkrieges interniert. Gemeinsam mit seinen Mitgefangenen wurde er zum Torfstechen gezwungen. Seine Erinnerungen hat er in einem Buch verarbeitet. Heute trägt die Gefangenenunterkunft seinen Namen.
"Denkmalpflege ist das Bewahren von Erinnerungskultur - Schicksale sollen nicht vergessen und die Geschichten einen Namen bekommen. Dies ist hier im Henri-Goldstein-Haus intensiv miteinander verwoben", bekräftigt Seifert. Die fachliche Aufarbeitung der Historie sowie des Gebäudebestandes seien lobenswert. Das Gebäude als Gedenkstätte zu etablieren sei eine gute Möglichkeit, die Geschichte für nachfolgende Generationen erlebbar zu machen.
Konzerte, Lesungen und andere Events sollen an diesem Erinnerungsort stattfinden. "Das Erlebte von Henri Goldstein und die Geschichte der Gefangenen aus insgesamt vier politischen Systemen wird Thema sein", erläutert Nuckel. Wichtig sei auch, die Gedenkstätte als außerschulischen Lernort weiter zu etablieren.
Abschließend waren sich alle Beteiligten einig: "Wir müssen die Erinnerung bewahren, damit Ausgrenzung, Rassismus und Hetze keine Chance haben."
Hintergrund:
Der "Tag des offenen Denkmals" ist als jährlich stattfindende Veranstaltung eines der größten Kulturevents in Deutschland. An diesem Tag öffnen Denkmäler deutschlandweit ihre Türen für die Öffentlichkeit - von geheimnisvollen Burgen über Fachwerkhäuser bis hin zu prunkvollen Kirchenanlagen. Besucher haben die Möglichkeit, sonst nicht zugängliche Orte zu erkunden oder historische Handwerkstechniken zu erleben. In diesem Jahr fand der Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, statt und stand unter dem Motto: "Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte".
Das Henri-Goldstein-Haus wird vom gleichnamigen Träger- und Förderverein betreut. Im Himmelmoor mussten Kriegs- und Strafgefangene vom Ersten Weltkrieg an bis in die 1990er Jahre Strafarbeit leisten. Die Historie wird wissenschaftlich aufgearbeitet. Als Gedenkstätte und Lernort wird das Henri-Goldstein-Haus weiterentwickelt.
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