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Landesamt für Zuwanderung
und Flüchtlinge
: Thema: Ministerien & Behörden

Tierärztliche Gemeinschaftspraxis in Kropp

Ein Tierarzt für den hohen Norden

Letzte Aktualisierung: 29.03.2021

Tierärztinnen oder -ärzte, besonders im Nutztierbereich, sind schwer zu finden. Diese Erfahrung machte auch Dr. Kerstin Genz, Mitinhaberin der tierärztlichen Gemeinschaftspraxis in Kropp. Die Praxis in der kleinen Gemeinde im Kreis Schleswig-Flensburg existiert schon seit mehr als 25 Jahren.

Mehr als ein halbes Jahr suchte sie in Deutschland Verstärkung für das vierköpfige Ärzteteam. Die Zahl der Bewerbungen: Null! Auch eine EU-weite Suche brachte keinen Erfolg. „Uns blieb gar nichts anderes als den Suchradius zu vergrößern“, erinnert sich die Tierärztin. Fündig wurde sie dann mithilfe einer auf Veterinäre spezialisierten Jobplattform, die sich auch an potenzielle Bewerber außerhalb der Europäischen Union wendet.

Anfang 2020 meldete sich Dr. Aleksandar Dimitrijevic, ein Tierarzt aus Serbien. „Auf dem Papier war die Bewerbung schon überzeugend. Dimitrijevic hat Berufserfahrung. Er war nach seinem Studium in der Forschung tätig und arbeitete parallel seit fünf Jahren in einer Praxis.“ Mit ihrem Mann Arne Genz und dem dritten Mitinhaber, Dr. Jan Thomas Sohrt, war sie sich schnell einig: Das könnte passen. Aber kennenlernen wollten sie ihren möglichen neuen Kollegen vorher natürlich schon.

Tierarzt mit Stethoskop behandelt schwarzbuntes Kalb im Stall
Dr. Aleksandar Dimitrijevic, Tierarzt aus Serbien, ist auf Basis des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes zum Arbeiten nach Schleswig-Holstein gekommen.

Auch für Aleksandar Dimitrijevic war der Einblick in die Praxis eine wichtige Basis für eine so weitreichende Entscheidung, beruflich ins Ausland zu gehen. Also verständigte man sich auf eine zweiwöchige Hospitation im Februar 2020. Die Praxis übernahm die Reisekosten. Dr. Dimitrijevic konnte die Praxis, das Team und erste Patienten kennenlernen und Dr. Genz bekam als Arbeitgeberin einen Eindruck von der Arbeitsweise ihres Bewerbers. Am Ende waren alle zufrieden und verständigten sich darauf, es miteinander zu versuchen. Inzwischen war es März, die Corona-Infektionszahlen stiegen dramatisch. Die Folge: Dimitrijevic musste sich nach seiner Rückkehr nach Serbien vier Wochen in Quarantäne begeben.

Anders als bei der Einstellung von EU-Bürgern war es nun mit einem Arbeitsvertrag nicht getan. Dr. Aleksandar Dimitrijevic brauchte eine Arbeits- und eine Aufenthaltserlaubnis, um die Stelle in Kropp überhaupt antreten zu können. „Bis dahin hatte ich mich mit diesen Themen nie beschäftigt. Ich hatte zwar vom neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz gehört, musste aber erstmal im Internet recherchieren, wie man da konkret vorgeht“, beschreibt Kerstin Genz die nächsten Schritte. Bei ihrer Recherche stieß sie auf die Zentrale Stelle für Fachkräfteeinwanderung Schleswig-Holstein, die im März als neues Dezernat und Aufgabengebiet im Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge gegründet worden war. Das Dezernat bestand zu diesem Zeitpunkt aus gerade einmal einem Mitarbeiter: dem Dezernatsleiter Jörg Seiffert. Auch er war noch dabei, sich in die neue Materie einzuarbeiten, konnte aber als Experte für Aufenthaltsrecht auf viele Jahre Erfahrung im Kieler Innenministerium zurückgreifen.

Seiffert beriet die Praxis nun bei der Zusammenstellung aller nötigen Anträge und Genehmigungen. Als besondere Hürde stellte sich die Anerkennung seiner Berufsausbildung heraus. „Das ist nicht ungewöhnlich“, schildert Jörg Seiffert seine Erfahrungen. „Die Qualifikation muss deutschen Anforderungen entsprechen, kann aber innerhalb einer Frist auch über weitere Prüfung nachgewiesen werden. Hinzu kommt das Sprachniveau: Es muss bei diesem Beruf mindestens B2 nach dem europäischen Referenzrahmen erreichen. Wenn das vorliegt oder in absehbarer Zeit nachgewiesen werden kann, die Bundesanstalt für Arbeit zugestimmt hat und keine anderen Einreisehindernisse bestehen, senden wir dem Arbeitgeber im beschleunigten Fachkräfteverfahren eine Vorabzustimmung.“

Alle erforderlichen Unterlagen hat die Tierarztpraxis am 17. Juni eingereicht. Rund zwei Monate später, am 25. August, konnte das Landesamt die Vorabzustimmung erteilen. Diese und weitere Unterlagen gingen dann an die deutsche Botschaft in Belgrad. Und hier greift der Vorteil des beschleunigten Fachkräfteverfahrens: Die Botschaft muss nicht mehr aufwändig prüfen, das Visum für Dr. Dimitrijevic wurde schon nach einer Woche, am 1. September, erteilt.

Seit Herbst 2020 arbeitet Dr. Dimitrijevic nun in Kropp. Er fühlt sich wohl, Kerstin Genz und ihre Kollegen sind zufrieden mit ihrer Entscheidung, und auch die Kunden und Patienten haben sich bereits an den neuen Tierarzt gewöhnt, der von Tag zu Tag besser Deutsch spricht. Dimitrijevics Frau ist bisher in Serbien geblieben. Sie arbeitet dort im Management eines Reifenherstellers und möchte das natürlich ungern aufgeben, so lange es für sie „im echten Norden“ keine Alternative gibt.

Dr. Kerstin Genz lobt die Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge: „Die Beratung und Begleitung durch Jörg Seiffert und sein Team in der Zentralstelle für Fachkräfteeinwanderung hat uns sehr geholfen“, ohne das neue Gesetz und diese Unterstützung würden wir wahrscheinlich noch heute suchen.“ Da gerade noch eine Tierärztin aus der Praxis in die Elternzeit gegangen ist und eine weitere in den Ruhestand gegangen ist, hätten die Tierärzte in Kropp inzwischen einen echten Engpass.

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