"Kanonendonner hören wir schon." Nachlässe von Schleswig-Holsteinern aus dem Ersten Weltkrieg
Ausstellung im Landesarchiv Schleswig-Holstein vom 10. Oktober 2014 bis zum 10. Juli 2015
Letzte Aktualisierung: 04.04.2022
Fast überall auf der Welt nennt man ihn den "Großen Krieg", der 1914 mitten in Europa mit Hurrageschrei beginnt, doch schon bald in endlosen Stellungskämpfen erstarrt. In den folgenden Jahren werden alle Kontinente in diesen ersten "Weltkrieg" der Geschichte hineingezogen. An der Front und in der Heimat beschreiben Menschen aus Schleswig-Holstein in dieser Zeit millionenfach in Briefen, Tagebüchern und anderen privaten Aufzeichnungen ihre Erlebnisse. Auf mehr als 500 Regalmetern verwahrt das Landesarchiv private Dokumente, die nun erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen sind: Ein Jahrhundert nach Beginn des Ersten Weltkriegs werden sie in einer Ausstellung im Schleswiger Prinzenpalais präsentiert.
Anhand von Selbstzeugnissen wird nachvollziehbar, was diese Ausnahmesituation für Soldaten und ihre Familien bedeutete. "Kanonendonner hören wir schon", schreibt Otto Graf zu Rantzau in den ersten Kriegstagen euphorisch und versichert: "Alle wollen an den Feind!" Ein anderer Soldat berichtet von der Zeit im Schützengraben als "den schlimmsten Tagen meines Lebens", die er nie vergessen werde. Besonders Feldpostbriefe lassen die Stimmung der Zeitgenossen wieder erlebbar werden. Die kostenlose Feldpost ist zwischen 1914 und 1918 das einzige Mittel, das den Soldaten und der Heimatbevölkerung für die Kommunikation miteinander zur Verfügung steht.
Neben Schriftstücken zeigt die Ausstellung private Fotografien, Orden und Landkarten, die sich ebenfalls in den Nachlässen befinden. So wird ein umfassendes Bild der schleswig-holsteinischen Kriegsteilnehmer und ihrer Angehörigen gezeichnet. Die Schrecken des Ersten Weltkriegs vermitteln Todesanzeigen und Meldungen über Verwundete ebenso wie Beschreibungen der Nahrungsmittelknappheit an der sogenannten Heimatfront.
Die ständige Sorge um Ehemann, Sohn oder Bruder an der Front beschäftigt die Familien. Aber auch der Stolz über den Erhalt des Eisernen Kreuzes oder einen Sieg der eigenen Kompanie kommen zur Sprache. Trotz der Zensurbestimmungen, denen der Briefverkehr unterworfen war, geben die Dokumente intime Einblicke in die Gedanken und Gefühle von Menschen aus unserer Region.
Die Ausstellung kann Montag bis Freitag von 8.30 bis 17.00 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist kostenlos.
Begleitend finden eine Vortragsreihe sowie Führungen durch die Ausstellung mit der Kuratorin Julia Liedtke M. A. statt.
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