Als erste Stadt Deutschlands hat Wedel flächendeckend Straßenschilder für sehbehinderte Menschen aufgestellt – mit knapp 23.000 Euro unterstützt vom Land.
Wer sich in einer fremden Stadt orientieren will, kommt ums Schilderlesen nicht herum. Doch was, wenn die eigene Sehkraft nicht mehr ausreicht, um den Straßennamen in 2,50 Metern Höhe zu erkennen? Dieses Problem hat Volker König für die Stadt Wedel gelöst: Der heute 77-Jährige entwickelte 2012 ein zusätzliches Straßenschild, das auf Brusthöhe am Mast angebracht wird. Dank der Unterstützung des Landes in Höhe von fast 23.000 Euro hängen die Schilder inzwischen überall in der Stadt. In Wedel machte sich Minister Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei, nun ein Bild des bundesweit einmaligen Projekts. "Die Stadt Wedel sorgt mit den ertastbaren Schildern für sehbehinderte Menschen für mehr Barrierefreiheit im öffentlichen Raum. Das ist eine großartige Initiative, die wir als Land gerne unterstützt haben", sagte der Minister und dankte dem Initiator Volker König. Er hoffe, dass die Idee viele Nachahmer finden werde. "Leider verhindern viel zu oft Barrieren im Alltag Inklusion und Teilhabe. Diese Barrieren müssen wir beseitigen."
Lesen ohne Klettern
Zu der Erfindung inspiriert wurde Volker König durch einen sehbehinderten Freund. Dieser hatte ihm berichtet, dass er in einer ihm unbekannten Stadt am Mast eines Straßenschilds hatte emporklettern müssen, um den Straßennamen aus nächster Nähe Buchstabe für Buchstabe zu entziffern. Eine Lösung musste her, und wer wäre besser geeignet gewesen, eine zu finden, als Volker König? Der gebürtige Ostholsteiner ist selbst seit 1968 durch die Spätfolgen einer Diabeteserkrankung erblindet und setzt seinen Erfindungsreichtum seitdem dafür ein, blinden und sehbehinderten Menschen das Leben zu erleichtern. So machte er sich stark für bundesweit einheitliche Blindenampeln und entwarf die Blindenleitstreifen mit Rillenprofil, die inzwischen fast überall an Bushaltestellen, Bahnhöfen und in Fußgängerzonen zu finden sind.
Nur kurze Zeit später stellte König den ersten Prototyp seines Schilds im Bauausschuss der Stadt vor. Von da an trat seine Erfindung ihren Siegeszug an: Zwischen 2013 und 2020 stellte die Stadt 375 Straßenschilder auf. Inzwischen hat das Projekt bundesweite Aufmerksamkeit erlangt: Zahlreiche Städte in Deutschland denken ebenfalls darüber nach, die Schilder einzuführen, darunter Neumünster, Potsdam und Berlin.
Förderprogramm für mehr Barrierefreiheit
Seit 2019 unterstützt das Land Projekte im echten Norden, die sich für mehr Barrierefreiheit einsetzen. Unter den geförderten Vorhaben sind beispielsweise Umbauarbeiten wie Rampen und rollstuhlgerechte Spielplätze, aber auch Projekte, die die Bevölkerung über Behinderungen aufklären und so zur Bewusstseinsbildung beitragen. Bislang haben 176 Vorhaben insgesamt 11,5 Millionen Euro vom Land erhalten.
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