Verbindung von Welterbe, Naturerlebnis und Klimaschutz in Dannewerk
Letzte Aktualisierung: 04.07.2025
Die Gemeinde Dannewerk hat gemeinsam mit Partnerinstitutionen einen naturnahen Wanderpfad rund um den ehemaligen Dannewerker See geschaffen. Der neue Weg liegt mitten im UNESCO-Welterbe „Haithabu und Danewerk“ und erweitert das touristische Angebot der Region um eine Verbindung von Landschaftserleben, Archäologie und Umweltbildung.
„Wir verbinden hier Welterbevermittlung, Naturbildung und -erlebnis auf ganz konkrete Weise“, sagt Ingo Masuhr, Bürgermeister der Gemeinde Dannewerk.
Entlang des neuen Naturpfades werden Besucherinnen und Besucher auf anschauliche Weise über die Besonderheiten der lokalen Flora und Fauna sowie über die Geschichte der Kulturlandschaft informiert. Informationstafeln thematisieren alte Bäume, Feuchtbiotope und die Bedeutung und Entwicklung des Dannewerker Sees als Teil der historischen Verteidigungsanlage Danewerk.
Der Weg verbindet die Thyraburg am Hauptwall mit dem Nordwall und Verbindungswall und verbessert so die fußläufige Erschließung des Welterbes zwischen den Museen in Haithabu und Danewerk. Rastbänke, Hinweisschilder und Kennzeichnungsstelen ergänzen das Angebot. Aufgrund der naturnahen Lage und eingeschränkten Zugänglichkeit wurde bewusst auf Müllbehälter verzichtet – Besucherinnen und Besucher werden gebeten, ihren Abfall wieder mitzunehmen.
Mit dem neuen Naturpfad wird das touristische Angebot in der Welterberegion gezielt ausgebaut. Die Maßnahme ist Teil eines übergeordneten Freiraumkonzepts, das die Gemeinden Dannewerk, Busdorf und zukünftig auch Schleswig durch das Welterbe Haithabu und Danewerk miteinander verbindet. Auch der neue Streckenwanderweg „Stapelholmer Weg“ von Flensburg nach Schleswig verläuft entlang des Naturpfads. So entsteht ein regionales Wegenetz mit hohem Informations- und Erlebniswert, das den nachhaltigen Tourismus in der Region stärkt.
Ein Gemeinschaftsprojekt mit vielen Partnern
Trägerin des Projektes ist die Gemeinde Dannewerk. An der Planung und Umsetzung waren das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein, der Verein Haithabu und Danewerk e. V., der Naturpark Schlei e. V., das Amt Haddeby sowie die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein beteiligt. Auch das Landesamt für Umwelt und der Tourismuspartner „Grünes Binnenland“ wurden einbezogen.
Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein sorgte mit unterschiedlichen Naturschutzmaßnahmen für die Aufwertung des Gesamtkomplexes. „Für Knoblauchkröten und Moorfrosch haben wir ihre einstigen nassen Wohlfühlbereiche an diesem historischen Ort wiederhergestellt. Zudem wurde Entwässerungen um die Thyraburg zurückgebaut und offenen Bäche schlängeln sich wieder wie einst durch die wildblühenden Wiesen entlang des Wanderwegs“, schwärmt Maßnahmen-Manager Michael Ott vom Erfolg der Wiedervernässungsmaßnahmen.
Die Kosten für die Gestaltung der Informationstafeln übernahm das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein. Die Gemeinde realisierte die Beschilderung, Folierung und Montage mit finanzieller Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein (Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur) im Rahmen der Naturparkförderung über den Naturpark Schlei e. V. Die Wegepflege übernimmt künftig die Gemeinde. Da der Weg auch Privatflächen entlang der ehemaligen Uferkante quert, hat die Gemeinde sich erfolgreich mit Pächtern und Eigentümern abgestimmt. Freigeschnitten wurde wurde der Naturpfad vom Bauhof des Amtes Haddeby, der auch die Vergabe übernommen hat.
Archäologie und Klimaschutz: Der Dannewerker See als Zukunftsraum
Der ehemalige Dannewerker See – heute eine feuchte Mulde – war einst ein strategisches Element im Verteidigungssystem des Danewerks. Drei bedeutende Wallabschnitte enden hier: der Hauptwall, der Nordwall und der Verbindungswall. Die nahe gelegene Thyraburg, benannt nach Königin Thyra Danebod, gilt als Erdwallanlage mit noch ungeklärter Funktion.
Im Vorfeld eines geplanten Wiedervernässungsprojektes fanden in den Jahren 2024 und 2025 umfangreiche archäologische Untersuchungen statt. In Zusammenarbeit mit der Universität Kiel führte das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein Suchschnitte, paläoökologische Bohrungen und geophysikalische Prospektionen durch. Die Ergebnisse zeigen, dass die Niederung seit dem frühen Neolithikum eine vielschichtige Landschafts- und Nutzungsgeschichte aufweist. Frühere Gewässerphasen, Verlandung und Moorbildung prägten die Entwicklung dieses Areals, wobei in Suchschnitten Hinweise auf menschliche Aktivitäten in Form bearbeiteter Hölzer wie Torfspaten oder Birkenstäbe gefunden wurden. Diese Funde stehen möglicherweise mit dem Danewerk im Zusammenhang und deuten auf eine Nutzung der Niederung bereits in der Vorrömischen Eisenzeit hin. Während massive Holzbauten nicht nachgewiesen werden konnten, sprechen die Ergebnisse für eine intensive Nutzung und Veränderung der Landschaft vor allem im Frühmittelalter. Vermutlich wurde damals bereits Torf abgebaut und erste Eingriffe in das Wassersystem vorgenommen.
Die paläoökologischen Analysen deuten auf eine differenzierte Biotopstruktur mit Torfmoosrasen, Seggenrieden und Flachwasserzonen, die sich im Laufe der Jahrtausende stark wandelten. Im Hochmittelalter dominierte schließlich ein Bruchwald das Gebiet. Die Entstehung eines kartografisch belegten Sees in der Frühen Neuzeit lässt sich nicht als natürliche Entwicklung belegen, sondern ist vermutlich auf künstliche Aufstauung zurückzuführen. Die spätere Entwässerung im 19. Jahrhundert führte zu weiteren Veränderungen im Bodenaufbau und erschwert heute die Lesbarkeit dieses bedeutenden Bodenarchivs. Insgesamt liefern die Ergebnisse wertvolle Einblicke in die Umweltgeschichte und frühere Nutzung des Dannewerker Sees und unterstreichen seine hohe archäologische Relevanz im Kontext des Danewerks.
Ziel der künftigen Wiedervernässung ist es, wertvolle Moor- und Feuchtwiesenlebensräume zu schaffen, die Artenvielfalt zu fördern und CO₂-Emissionen zu senken.
Die neuen Infotafeln entlang des Pfades vermitteln dieses Wissen auf verständliche und anschauliche Weise – und machen den Naturpfad zu einem besonderen Erlebnisort für Geschichte, Umwelt und Zukunft
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