Eine spätslawische Fischreuse aus dem Duvenseer Moor
Letzte Aktualisierung: 06.10.2022
Im Rahmen einer Wiedervernässungsmaßnahme der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein erbrachten Erdeingriffe im Duvenseer Moor (Kreis Herzogtum Lauenburg) im Oktober 2021 den erneuten Beweis, dass die Erhaltungsbedingungen für organische Funde im Feuchtbodenumfeld sehr gut sein können. Um die Wiedervernässung des Moores zu erwirken, sollten die Drainagerohre entfernt werden. Dafür war eine archäologische Baubegleitung beauflagt worden, bei der eine geflochtene Matte zutage kam. Diese stellte sich nach der erfolgten Blockbergung als Überrest einer Fischreuse heraus. Eine Radiokarbondatierung ergab ein Alter von etwa 890 Jahren, das Objekt datiert also in die späte Slawenzeit. Vergleichbare Objekte sind sehr selten, daher wurde in Absprache mit dem Museum für Archäologie entschieden, die Reuse in der Restaurierungswerkstatt Schloss Gottorf nach der Konservierung zu restaurieren und gegebenenfalls später auch auszustellen.
Da die Blockbergung unter widrigen Bedingungen als Notbergung erfolgte, entschied sich das ALSH, eine Nachgrabung durchzuführen. Im nahen Umfeld der Reuse wurde dann in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA, Dr. Harald Lübke) und ehrenamtlichen Helfern eine kleine Kampagne gestartet, um eventuelle weitere Reste der Reuse zu entdecken und gegebenenfalls Konstruktionsdetails dokumentieren zu können. Das im September 2022 geöffnete Feld von etwa 5 x 5 m erbrachte im Abstand von etwa 1,5 m zu dem Fund von 2021 drei weitere Teilstücke der Reuse und einen hölzernen Schwimmer, der wahrscheinlich zur Markierung der Reuse an der Wasseroberfläche diente. Der Fund passt gut in das bereits bekannte Bild der slawischen Besiedlung im Gebiet um den Duvensee und zeichnet ein eindrucksvolles Bild vom alltäglichen Leben der Bevölkerung, die neben Viehzucht und Ackerbau auch Fischfang betrieb.
Alle neuentdeckten Funde lagen in einer Tiefe von nur ca. 30 cm unterhalb der rezenten Wiesenoberfläche im Schilftorf. Dies verdeutlicht die große Gefährdung, die für archäologische Denkmale im Zusammenhang mit Erdarbeiten in Mooren herrscht. Gerade das Duvenseer Moor, das sich im Becken eines ca. 4,3 ha großen, ausgetrockneten Sees gebildet hat, ist ein kulturgeschichtlich außerordentlich wichtiges Bodenarchiv mit Funden aus dem Alltagsleben von vor etwa 10.000 Jahren.
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