Es gibt nur wenige Stellen an der deutschen Nordseeküste, an denen das Meer mit so großer Gewalt auf die Küste trifft wie an der Westküste der Insel Sylt.
Sylt besteht im Kern aus den eiszeitlichen Ablagerungen der vorletzten Vereisung, die man als Saale-Eiszeit bezeichnet. Im Zusammenspiel von Wind und Meer wurden aus dem Abbruchmaterial des Inselkerns Dünen aufgeschichtet, die heute weite Teile der Insel bedecken. Dies war nicht immer so. Als der Meeresspiegel nach der letzten Eisperiode, die vor rd. 10.000 Jahren endete, anstieg, gelangte die Insel zunehmend unter den Einfluss der Meeresbrandung. Die Küstenlinie verlagerte sich ostwärts und der Wind trieb den feinen Sand aus dem Abbruchmaterial vor sich her.
Die Bevölkerung hatte ihre Siedlungen in gebührendem Abstand zum Meer errichtet. So fürchtete man mitunter mehr den Sandflug, der alles unter sich begrub, als das Meer, das man mit Deichen fernzuhalten versuchte. Doch Wasser und Sand haben jedenfalls eines gemeinsam: Sie kommen überall hin! So zerstörten mittelalterliche Fluten die Deiche, Menschen ertranken in den Fluten und die Wanderdünen begruben Häuser und Ländereien unter sich. Dem Menschen blieb in seiner Not nichts anderes übrig als die Siedlungen an anderer Stelle neu zu errichten. So wurde z. B. die Westerländer Kirche im Jahre 1635 im Westen abgebrochen und an die Ostgrenze des Ortes verlegt. In Rantum wurde 1757 die Kirche im Osten wieder aufgebaut, wo sie schon nach 44 Jahren, im Jahre 1801, aufgrund des Sandflugs abgebrochen werden musste. 1821 verschwand das letzte Haus von Alt-Rantum.
Der Küstenschutz an der Westküste der Insel Sylt begann im 17. Jahrhundert mit den Versuchen den Sandflug einzudämmen. Nachdem der Fremdenverkehr Mitte des 19. Jahrhunderts auf Sylt die Westküste erschlossen hatte, wurde auch der Küstenabbruch als Problem erkannt. Die ersten Maßnahmen zur Küstensicherung wurden an der Westküste in Form von Buhnen durchgeführt. In der aufstrebenden Gründerzeit wurden die Häuser zunehmend unmittelbar an die Küste gebaut. So wurde 1907 in Westerland bereits vier Jahre nach Bau eines Hotels in direkter Strandnähe eine Sicherung dieses Hauses notwendig. Damit begann der Küstenschutz auf Sylt, der bis heute seine Wirkungen zeigt.
In der Folgezeit wurde eine Vielzahl weiterer Küstenschutzmaßnahmen durchgeführt. Erst mit den 1971/72, wiederum vor Westerland, ausgeführten Sandaufspülungen konnten der Strand und damit die Küste gesichert werden, ohne dass zusätzliche Probleme an der Küste entstanden sind. Der weitere Erfolg durchgeführter Maßnahmen ist zukünftig auch von den möglichen Auswirkungen des Klimawandels abhängig.
Im Generalplan Küstenschutz wird auf die Erstellung von Fachplänen für den Küstenschutz an sandigen Küsten hingewiesen.
1.2 Veranlassung
Vor dem Hintergrund der Empfehlungen des Europäischen Parlaments und des Rates zur Umsetzung einer Strategie für ein integriertes Management der Küstengebiete in Europa aus dem Jahr 2002 werden auch bei der Aufstellung des Fachplans Küstenschutz Sylt die Prinzipien des Integrierten Küstenschutzmanagements (IKM) befolgt.
1.2.1 Generalplan Küstenschutz
Im Generalplan Küstenschutz wird auf die Erstellung von Fachplänen für den Küstenschutz an sandigen Küsten hingewiesen.
IKM ist der dynamische und kontinuierliche Planungsprozess, durch welchen Entscheidungen zum Schutz der Menschen und ihrer Besitztümer gegenüber den Naturgefahren des Meeres getroffen werden. Sicherheit vor den Angriffen des Meeres ist das Ziel (Leitbild), das IKM eine innovative Methode zur Zielerreichung. Es stellt eine Weiterentwicklung des bisherigen Planungsverfahrens dar, indem es:
den Küstenschutz als räumliche Planungsaufgabe betrachtet,
andere Ansprüche an das Küstengebiet (s.o.) bereits frühzeitig und gebührend in den Entwicklungsszenarien für den Küstenschutz integriert,
die Öffentlichkeit vermehrt am generellen Planungsprozess beteiligt und
den Klimawandel und die Unsicherheiten bei seiner Prognose verstärkt berücksichtigt.
Die umfangreichen naturschutzfachlichen und naturschutzrechtlichen Belange müssen dabei im Zusammenhang mit konkreten Küstenschutzmaßnahmen im Rahmen von Bauentwürfen und landschaftspflegerischen Begleitplänen abgewogen werden. Insbesondere werden die Küstenentwicklung und die Beschreibung durchgeführter Küstenschutzmaßnahmen sowie spezielle Problemsituationen und die zu ihrer Bewältigung möglichen Maßnahmen und Verfahrensschritte dargestellt. Weiterhin wird die Wirkung der bisher durchgeführten Maßnahmen beschrieben, soweit entsprechende Unterlagen verfügbar sind, wobei die bestehenden Bauvorentwürfe und Bauentwürfe aufgeführt werden.
1.2.2 Fachpläne
Die Aufstellung eines Fachplanes Küstenschutz Sylt erfolgt mit dem Ziel, eine Gesamtkonzeption für die heutigen und zukünftigen Küstenschutzmaßnahmen auf der Insel Sylt zu liefern. Insbesondere soll die Sicherheit der Küstenbewohner vor den Angriffen des Meeres, auch im Hinblick auf den erwarteten Meeresspiegelanstieg, langfristig gewährleistet werden. Er stellt die fachtechnische Grundlage für eine integrierte, abgestimmte Planung zukünftiger Küstenschutzmaßnahmen dar.
Dieser Fachplan soll
Planungsgrundlage für alle Baumaßnahmen des Küstenschutzes sein
begleitende Untersuchungen vorschlagen, um die Wirkung und den Erfolg durchgeführter Maßnahmen erkennen zu können
weitere Untersuchungen aufzeigen, die notwendig sind, um die bestehenden Erkenntnisse zu vertiefen und um noch offene Einzelfragen zu beantworten
die Kriterien liefern, nach denen Anträge für Küstenschutzmaßnahmen von Privaten und Gemeinden beurteilt werden und nach denen über sie entschieden wird
Im Fachplan Küstenschutz Sylt werden die durchgeführten Küstenschutzmaßnahmen beschrieben und Möglichkeiten zur Verbesserung des Küstenschutzes unter den gegebenen Rahmenbedingungen aufgezeigt.
1.2.3 Laufende Fortschreibungen
Der Fachplan soll konkrete Maßnahmen für die nächsten 10 Jahre vorschlagen und die zukünftige Planungsgrundlage sein. Er muss die Vorstellungen der Sylter Gemeinden berücksichtigen und ist mit diesen abzustimmen. Der Fachplan wird laufend fortgeschrieben. Wenn grundlegende neue Erkenntnisse vorliegen sind diese im Fachplan zu integrieren. Zusätzlich wird über eine gesonderte Mitteilung auf die neuen Erkenntnisse hingewiesen.
1.2.4 Integriertes Küstenschutzmanagement (IKM)
Vor dem Hintergrund der Empfehlungen des Europäischen Parlaments und des Rates zur Umsetzung einer Strategie für ein integriertes Management der Küstengebiete in Europa aus dem Jahr 2002 werden auch bei der Aufstellung des Fachplans Küstenschutz Sylt die Prinzipien des Integrierten Küstenschutzmanagements (IKM) befolgt.
IKM ist der dynamische und kontinuierliche Planungsprozess, durch welchen Entscheidungen zum Schutz der Menschen und ihrer Besitztümer gegenüber den Naturgefahren des Meeres getroffen werden. Sicherheit vor den Angriffen des Meeres ist das Ziel (Leitbild), das IKM eine Methode zur Zielerreichung. Es stellt eine Weiterentwicklung des bisherigen Planungsverfahrens dar, indem es:
den Küstenschutz als räumliche Planungsaufgabe betrachtet
andere Ansprüche an das Küstengebiet bereits frühzeitig und gebührend in den Entwicklungsszenarien für den Küstenschutz integriert
die Öffentlichkeit vermehrt am generellen Planungsprozess beteiligt
den Klimawandel und die Unsicherheiten bei seiner Prognose verstärkt berücksichtigt
Der Fachplan Küstenschutz Sylt wird erstellt, um die Sicherheit der Küstenbewohner vor den Angriffen des Meeres, auch im Hinblick auf den erwarteten Meeresspiegelanstieg, zu gewährleisten. Der Fachplan stellt die fachtechnische Grundlage für eine integrierte, abgestimmte Planung zukünftiger Küstenschutzmaßnahmen dar.
Insbesondere werden die Küstenentwicklung und die Beschreibung durchgeführter Küstenschutzmaßnahmen sowie spezielle Problemsituationen und die zu ihrer Bewältigung möglichen Maßnahmen und Verfahrensschritte dargestellt. Weiterhin wird die Wirkung der bisher durchgeführten Maßnahmen beschrieben, soweit entsprechende Unterlagen verfügbar sind.
1.2.5 Kriterien zur Bewertung von Küstenschutzmaßnahmen
Für die Planung und Durchführung von Küstenschutzmaßnahmen müssen verschiedene Faktoren Berücksichtigung finden:
Um konkrete Küstenschutzmaßnahmen vorschlagen zu können, müssen die o.g. Punkte für die einzelnen Küstenabschnitte bewertet werden, wobei die zugrunde zu legenden Teilziele wie folgt zusammengefasst werden können:
Vermeidung von struktureller Erosion (vor im Zusammenhang bebauten Gebieten)
Vermeidung von Meerwasserüberflutungen
Minimierung von Umweltbeeinträchtigungen
Vermeidung von negativen Auswirkungen in Nachbarbereichen
Verwendung von ortstypischen Baustoffen
Berücksichtigung von weiteren Belangen im Küstenbereich
1.3 Entwicklung der Insel
Die Westküste von Sylt ist auf Grundlage geologischer Abschätzungen in über 7000 Jahren um fast 13 km in östliche Richtung verschoben worden, d.h um rd. 1,8 m/a. Während dieser Zeit haben sich im Norden und Süden des Inselkernes Nehrungshaken gebildet, sodass die Länge der Küste auf ca. 40 km angewachsen ist.
Sylt gehört zusammen mit den Inseln Amrum und Föhr zu den nordfriesischen Geestinseln, die aus Ablagerungen der vorletzten Eiszeit, die vor ca. 125 000 Jahren endete, entstanden sind. Daher finden sich auf Sylt sowohl Reste der eiszeitlichen Moränen (Geestkern) als auch Dünen und Marschen, die sich im Holozän als Strandhaken bzw. Marschen angelagert haben. Die im südlichen Nordfriesischen Wattenmeer liegenden Inseln Pellworm, Nordstrand und die Halligen sind ausschließlich aus holozänen Ablagerungen der nacheiszeitlichen Küstenerosionen aufgebaut und stellen Überreste einer im Mittelalter durch Sturmfluten zerstörten Marsch dar.
1.3.4 Dünen und Marschen
Die Insel Sylt unterscheidet sich in Form, Aufbau und in ihrer Lage zur Hauptangriffsrichtung von Seegang und Brandung von fast allen anderen aus Lockergesteinen aufgebauten Inseln an der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste. Die west- und ostfriesischen Inseln sind Düneninseln, gebildet als Teil eines von West nach Ost gerichteten umfangreichen Sandtransportes, wobei die Ausprägung der Einzelformen wesentlich von den Gezeitenströmen bestimmt wird. Auf den Rückseiten dieser Inseln konnten kleinere Marschflächen entstehen. Die dänischen Inseln Röm und Fanö sind durch Wellen, Strömung und Wind aufgeworfene Sandinseln mit breiten bzw. sehr breiten Sandstränden.
Die Auswertungen der Vermessungsdaten von 1950 bis 1984 ergeben einen Rückgang des hohen Strandes und der Düne, bzw. des Kliffes von 1,5 m/a, das einem jährlichen Substanzverlust von 1,4 Mio. m³/a entspricht, wenn das gesamte Profil einschließlich des Vorstrandes bis NHN-10 m ostwärts wandert (s. ALW 1985, S. 81).
An der Westküste der Insel Sylt können die für das Aufeinandertreffen von Meer und Küste typischen Wechselwirkungen der verschiedenen Kräftespiele in nahezu ungestörter Form beobachtet werden.
1.3.6 Gezeitenküste
Zweimal am Tag wechseln sich Hoch- und Niedrigwasser ab, wobei der Wasserstandunterschied Tidenhub genannt wird. Die Zeitdauer zwischen dem Eintreten des Hoch- und Niedrigwassers ist die Ebbedauer. Sie beträgt etwa sechs Stunden. Der Zeitraum zwischen dem Niedrigwasser und dem darauf folgenden Hochwasser ist die Flutdauer, die ebenfalls rund sechs Stunden beträgt. Die Summe aus Flut- und Ebbedauer nennt man Tidedauer. Aufgrund der periodischen Schwankungen spricht man auch von einer "Tidewelle". Die Dauer beträgt im Durchschnitt 12 Stunden und 25 Minuten. Im Einzelfall variieren diese Werte, da die Gezeiten insbesondere von der ständig wechselnden Stellung des Mondes und der Sonne sowie weiterer Himmelsgestirne abhängen, deren Anziehungskräfte auf der Erde noch zu spüren sind. Da neben der Schwerkraft auch die Fliehkräfte Gezeitenkräfte hervorrufen, gibt es zweimal täglich Hoch- und Niedrigwasser und damit wechselnde Strömungen. Es sind übrigens auch Küstengebiete auf der Erde vorhanden, in den denen lediglich einmal am Tag Hochwasser auftritt (z.B. Java/Indonesien). Die Gezeiten in der Nordsee werden durch die wenige Dezimeter betragenden Wasserstandschwankungen im Nordatlantik angeregt, so dass man von einer "Mitschwingungsgezeit" der Nordsee spricht.
Vor Sylt beträgt der Tidenhub etwa zwei Meter. Er ist wenige Tage nach Voll- und Neumond besonders groß, wobei dann von einer Springtide gesprochen wird. Wenige Tage nach Halbmond ist von einer Nipp-Tide die Rede, wobei der Tidenhub geringer ist und damit auch die Strömung. Spring- und Nipptiden treten erst zwei- bis drei Tage nach Voll- bzw. Neumond bzw. Halbmond auf. Bei Neumond steht der Mond zur Mittagszeit und bei Vollmond um Mitternacht im Süden, so dass auch der Binnenländer anhand der Mondphase erkennen könnte, wann Springtide ist. Nun tritt aber nicht an allen Stellen der Erde, an denen die gleichen Anziehungs- bzw. Fliehkräfte auftreten, zur gleichen Zeit Hoch- und Niedrigwasser ein.
Das Eintreten der jeweiligen Hoch- und Niedrigwasser ist von der Form der Meeres bzw. Meeresarmes abhängig. So braucht die Tidewelle allein von Cuxhaven nach Hamburg mehrere Stunden, während sie in der freien Nordsee schneller vorankommt. Bezogen auf Helgoland dauert es eine Stunde bis das Hochwasser bzw. Niedrigwasser bis zur Westküste von Sylt später eintrifft. Die besondere Lage in Buchten und Flüssen führt dazu, dass der Tidenhub beträchtlich ansteigen kann. So haben Hamburg und Husum deutlich größere Gezeitenunterschiede als Helgoland.
Im Wattenmeer sorgt der Tidenhub für gewaltige Wasserströmungen. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich tiefe Priele, auch Tiefs oder Gatts genannt, in den Boden gespült. Sie können über 30 Meter tief sein wie im Lister Tief oder Hörnum Tief. Zusätzlich zu den ständig wirkenden Gezeiten tritt mitunter der „Blanke Hans“ in Erscheinung. So nennen die Küstenbewohner die aufgewühlte Nordsee. In der Wetterküche des Nordatlantiks brauen sich insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten Sturmtiefs zusammen. Dann ist der Wasserstand vor Sylt um bis zu 3 Meter höher als normal und die Wellen schlagen noch weitere 3 Meter höher auf den Strand. So können bei einer einzigen Sturmflut beträchtliche Schäden auftreten, die bis zur vollständigen Zerstörung von Bauwerken geführt haben.
Als die Sylter Westküste in den Einflussbereich der Gezeiten und der Meeresbrandungen gelangte, hat sich allmählich ein Strandprofil ausgebildet, das auch heute noch gilt. Es besteht aus dem Seegrund, dem Vorstrand, dem Strand und dem Land (Düne, Kliff oder Marsch). Da Sylt im Wesentlichen Nord-Süd ausgerichtet ist und der Wind, der den Seegang hervorruft, überwiegend aus westlichen Richtungen weht, laufen die Wellen nahezu senkrecht auf die Küste auf. Im Zusammenspiel der auflaufenden Welle und des zurückströmenden Wassers stellt sich ein Riff-Rinne-Profil ein. Dabei befindet sich etwa 400 Meter vor der Küste ein Sandriff, das in seiner Lage und Höhe veränderlich ist. Zwischen Strand und Riffkrone ist eine Rinne vorhanden, die bis zu 7 Meter tief sein kann. Am Strand bilden sich bei ausreichendem Sandflug Vordünen, wobei durch das Setzen von Sandfangzäunen der Aufbau von Vordünen beschleunigt werden kann.
Bei Sturmfluten findet ein Volumenausgleich innerhalb des Profils statt. Der Sand wird dann aus der Vordüne oder auch aus der Randdüne in das Wasser umgelagert. Der Sand geht damit dem System jedoch noch nicht verloren. Sofern die nachfolgenden Fluten nicht höher auflaufen, sind die Ausräumungen am Strand dann nicht mehr so groß wie bei der vorausgegangenen Sturmflut. Die Experten sprechen in diesem Zusammenhang von so genannten Gleichgewichtsprofilen. Trotzdem verliert die Insel jährlich etwa 1 Million Kubikmeter Sand und ohne Sandersatzmaßnahmen würde der Dünen- bzw. Klifffuß jährlich um 1 bis 4 Meter zurückweichen. Dass die Küste dauerhaft an Material verliert, liegt vielmehr daran, dass die Wellen nicht immer senkrecht auf die Küste zulaufen. Die bestehende Winkeldifferenz zwischen der anlaufenden Wellenfront und der Ausrichtung der Küste sorgt für einen Netto-Transport des Sandes aus dem System heraus. Der Sand gelangt schließlich in die Tiderinnen der Inselenden und wird von da aus weiter in der Fläche verteilt. Ein kleiner Teil lagert sich auch am Nordellenbogen oder an der Südostspitze der Hörnum-Odde an. Da der Nordteil der Insel Sylt stärker von der Nord-Süd-Richtung abweicht, ist der Längstransport im Nordteil größer als im Südteil. Könnte die gesamte Seegangenergie direkt genutzt werden, könnten bis zu 8 Haushalte sich von der Energie eines Meters Strandlänge versorgen. Der Sand, der von Westerland aus in den Längstransport gelangt, verbleibt am längsten im System und weist damit den größten Nutzen für das Sandsystem Sylt auf.
Die Auswirkungen des Küstenlängstransportes sind in Hörnum im Zusammenhang mit der Entwicklung der Hörnum Odde besonders gut zu sehen. An den Inselenden sind die Tideströmungen beträchtlich. Die Tideströmung erreicht bis zu 1,5 m/s, wobei sich dort die Veränderungen der Tidedynamik besonders ausgewirkt haben, als in den 1960er und 1970er Jahren ein Anstieg des Tidenhubes in der Deutschen Bucht stattfand. Die Veränderungen der Tiderinnen und Außensände sind vermutlich auf die Zunahme der Tidedynamik zurückzuführen.
Aufgrund der exponiert liegenden Küstenbereiche vor Kampen-Kliffende und Westerland finden dort insbesondere bei Sturmfluten häufig die größten Umlagerungen statt. In der Fachwelt nennt man diese Stellen auch hot-spots.
Die Entwicklung der Insel Sylt zu ihrer heutigen Gestalt begann, als der Meeresspiegel nach der letzten Eiszeit im Verlauf der Transgression den am weitesten nach Westen reichenden Sylter Moränenrücken erreichte.
In den 1960er und 1970er Jahren traten in Nordfriesland häufiger schwere Sturmfluten auf. Diese Entwicklung fand ihren vorläufigen Höhepunkt in der Sturmflut vom 24. November 1981, die zu erheblichen Küstenabbrüchen geführt hatte. Um die Insel auf die künftigen Herausforderungen vorzubereiten, wurde ein Fachplan Küstenschutz Sylt 1985 erstmals aufgestellt und 1997 fortgeschrieben.
Die Forderung nach einem umfassenden Konzept für den Schutz der gesamten Insel wurde laut, nachdem in den Jahrzehnten zuvor immer häufiger schwere Sturmfluten eintraten und diese in der Sturmflut vom 24. November 1981 ihren Höhepunkt fanden, als die Höchstwasserstände auf Sylt alle bisher gemessenen Wasserstände übertrafen. Der Fachplan Küstenschutz Sylt wurde erstmals im Jahre 1985 aufgestellt.
Durch weitere Untersuchungen (besonders im Forschungsvorhaben "Untersuchungen zur Optimierung des Küstenschutz auf Sylt") und die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurde eine Fortschreibung des Fachplanes im Jahre 1997 vorgenommen.
Die Sylter Gemeinden hielten die Vorstellungen des Generalplanes von 1977 für unzureichend. Nach mehrfachen Verhandlungen zwischen dem zuständigen Landwirtschaftsministerium, dem Landschaftszweckverband und dem ALW Husum wurde ein Fachplan Küstenschutz Sylt mit dem Ziel aufgestellt, eine Gesamtkonzeption für die zukünftigen Küstenschutzmaßnahmen auf Sylt zu liefern.
1.4.1.1 Sturmflut vom 24. November 1981
In den Jahrzehnten vor der Initiierung eines Fachplanes für den Küstenschutz auf Sylt waren in Nordfriesland häufiger schwere Sturmfluten eingetreten, als es den Erfahrungen früherer Jahrzehnte entsprach. Gleichzeitig hatten sich die Abbrüche an der Westküste der Insel Sylt, vor allem am südlichen Ende bei Hörnum, verstärkt. Diese Entwicklung fand ihren vorläufigen Höhepunkt in der Sturmflut vom 24. November 1981, deren Höchstwasserstände auf Sylt alle bisher gemessenen Wasserstände übertrafen.
Ausgelöst durch dieses Ereignis erhielt die Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes Schleswig-Holstein von Bürgern und aus der Wirtschaft zahlreiche Anregungen, Vorschläge und Anträge, die sich mit dem Küstenschutz auf Sylt befassen. Andererseits enthält die Fortschreibung 1977 des Generalplans "Deichverstärkung, Deichverkürzung und Küstenschutz in Schleswig-Holstein" Vorstellungen über die Bauvorhaben des Küstenschutzes, die die Landesregierung für Sylt durchzuführen plant.
Die Sylter Gemeinden hielten die Vorstellungen des Generalplanes von 1977 für unzureichend und forderten ein umfassendes Konzept für den Schutz der gesamten Insel. Die Gemeinden auf Sylt waren - zusammengeschlossen im Landschaftszweckverband Sylt - bis dato gemeinsam als Träger und Zuwendungsempfänger für die Küstenschutzmaßnahmen aufgetreten.
1.4.1.2 Arbeitsauftrag
Nach mehrfachen Verhandlungen zwischen dem zuständigen Landwirtschaftsministerium, dem Landschaftszweckverband und dem damaligen ALW Husum (jetzigen LKN-SH) erhielt letzteres den Auftrag, einen Fachplan Küstenschutz Sylt aufzustellen mit dem Ziel, eine Gesamtkonzeption für die zukünftigen Küstenschutzmaßnahmen auf Sylt zu liefern.
Der Fachplan sollte konkrete Maßnahmen für die nächsten 10 Jahre vorschlagen und Planungsgrundlage für die nächsten 35 Jahre sein. Er musste die Vorstellungen der Sylter Gemeinden berücksichtigen und ist mit diesen abzustimmen. Der Fachplan ist fortzuschreiben, sobald die begleitenden Untersuchungen die Notwendigkeit dafür ergeben. Die Erstfassung des Fachplans ist unter der wissenschaftlichen Beratung von Prof. Dr.-Ing. Führböter und Dr.-Ing. Dette vom Leichtweiß-Institut der Technischen Universität Braunschweig sowie von Prof. Dr. Köster vom Geologisch-Paläontologisches Institut der Universität Kiel entstanden.
Die Erkenntnisse aus dem Fachplan Sylt wurden durch das nachfolgende Forschungsvorhaben ("Optimierung Küstenschutz Sylt") verbessert und erweitert.
1.4.1.4 Erkenntnisse
Strömung
Während die Beschreibung der Tidewasserstände mit Hilfe der vorhandenen Daten möglich war, lagen zur Beschreibung der Tidestromverhältnisse z.T. widersprüchliche Aussagen vor. (Anmerkung: Die im Rahmen des Forschungsvorhabens durchgeführten Messungen führten in Zusammenhang mit den mathematischen Tidemodellen des SI (SI 1994, ALW 1994a) zu einem besseren Verständnis der Hydrodynamik, insbesondere an der Hörnum-Odde).
Morphologie
Die Morphologie an der Westküste wurde beschrieben als ein stets ostwärts sich verlagerndes dynamisches Gleichgewichtsprofil. Die durch Sandaufspülungen hervorgerufenen Neigungen im Strand- und Vorstrand bleiben nicht bestehen, da sich innerhalb weniger Stunden ein dem Seegang zugehöriges Profil ausbildet.
Es wurde festgestellt, dass ein wesentlicher Teil der Erosion des Inselsockels in der Rinne stattfindet. (Anmerkung: Durch die nachfolgenden Sandaufspülungen hat gerade die Rinne einen erheblichen Anwachs zu verzeichnen.)
Auf die Bedeutung des vorgelagerten Riffs als Wellenfilter zum Schutz des dahinterliegenden Strandes wurde im Fachplan hingewiesen.
1.4.1.5 Küstenrückgang
Der Küstenrückgang des Kliff- und Dünenfußes (NN+3,75 m) und der Abbruchkante wurde für die Zeiträume 1870-1950 und 1950-1984 vom Tetrapodenquerwerk Hörnum bis zum Deckwerk in List ermittelt (s. Tab.3, S.70 in ALW (1985)). Für die Inselenden ergab sich der größte Rückgang. Im Bereich Westerland−Kampen waren die Abbrüche stets größer als im Bereich Westerland−Rantum. Insgesamt hatte sich der Abbruch von Rantum bis Kampen nach 1950 gegenüber der Zeit davor verdoppelt. Die Ursache wurde in der Zunahme der Sturmflutaktivitäten, die zu einer Verlängerung der Verweilzeiten hoher Wasserstände führen, gesehen.
Für Planungsaufgaben wurde mit einem mittleren Abbruch der Westküste der Hörnum Odde von 15 m/a gerechnet. Als Ursache des Abbruchs der Hörnum Odde wurde die Zunahme des Ebbestromes in den Gezeitenrinnen, Ausräumung der Theeknobs und stärkere Seegangbelastung des Strandes gesehen. Die Entwicklung am Südende dürfte solange anhalten, bis
die Verkürzung der Halbinsel die Strömungsverhältnisse so verändert hat, dass sich der weitere Angriff vermindert, oder
durch deutlich verstärkte Sandzufuhr (z.B.: Sandaufspülungen) wieder eine Annäherung an ein Gleichgewicht zwischen Strömung und Morphologie erreicht wird, und / oder
der Hauptstrom sich durch natürliche Pendelbewegungen wieder nach Süden verlagert.
Der jährliche Substanzverlust wurde wie folgt angegeben:
Hörnum Odde (2 km): 330.000 m³/a
Westküste (34 km): 1.085.000 m³/a, davon entfallen auf den Bereich der befestigten Uferstrecke vor Westerland (3 km): 180.000 m³/a.
1.4.1.6 Gesamtverlust
Damit beträgt der Gesamtverlust von 39s-33n 1,415 Mio. m³/a. Für die Planung von Küstenschutzmaßnahmen wurde die Küste anhand der Besiedlung und Bebauung in folgende Planungsabschnitte unterteilt:
mittlerer Abschnitt: 14s-14n
südlicher Abschnitt: 14s-35s, mit den Teilbereichen: 14s-31s, 31s-35s
Hörnum−Odde: 35s-39s
nördlicher Abschnitt: 14n-33n
Ein Verzicht von Küstenschutzmaßnahmen würde zum Verlust von Bebauung und Grundstücken führen und wurde aus sozialen und volkswirtschaftlichen Gründen für nicht vertretbar angesehen.
Zur Zeit der Aufstellung des Fachplanes (1983/84) wurden für die Orte Hörnum, Rantum und Westerland Küstenschutzmaßnahmen in Form von Strandaufspülungen durchgeführt, wobei in Hörnum (1983) und Rantum (1984) Randdünen verstärkt wurden, um einen Dünendurchbruch zu verhindern. Vor Westerland (1972, 1978, 1984) dienten die Aufspülungen zur Sicherung der Längswerke.
1.4.1.7 Zielvorgaben
Unter der Vorgabe, jeglichen Abbruch entlang der gesamten Westküste zu verhindern, wurden im Fachplan massive Bauweisen (Längswerke, vorgelagerte Brandungswälle, Wellenbrecher), Sandaufspülungen, biotechnische Maßnahmen und Maßnahmen an der Hörnum−Odde im Hinblick auf Funktion, Konstruktion, Baukosten, Sicherungs- und Unterhaltungsaufwand behandelt. Die Bauweisen künstlicher Seetang (o.ä.), schwimmende Wellenbrecher, Unterwasserwellenbrecher könnten keine Abhilfe der vorhandenen negativen Sandbilanz liefern.
Für den Bereich der Hörnum−Odde wurde auf den zunehmenden Ebbstrom im Vortrapptief hingewiesen. Zur Beeinflussung der Tideverhältnisse wurden Untersuchungen zum Einfluss von Sicherungsdämmen (Föhr−Amrum, Föhr−Festland) angeregt. (Anmerkung: Diese sind im Rahmen des Forschungsvorhabens (Phase I) durchgeführt worden (MELFF 1992)).
1.4.1.8 Maßnahmen
Die durchzuführenden aktiven Küstenschutzmaßnahmen sollten dem Erhalt der Hochwassersicherheit der Ortschaft Hörnum dienen. Folgende Maßnahmen wurden erläutert:
Ersatz des Substanzverlustes durch Sandaufspülungen
Herstellung einer Großbuhne (Sichelbuhne)
Beseitigung des Tetrapodenquerwerkes
Aufspülen von Dünentälern
Biotechnische Maßnahmen
Konkrete Vorschläge für Schutzmaßnahmen an der Hörnum-Odde wurden nicht gemacht, da die durchgeführten Untersuchungen ausgewertet werden sollten.
Für die gesamte zu schützende Westküste Sylts (31 km) wurden Sandaufspülungen in Form eines Sanddepots und einer Strandauffüllung als wirtschaftlichste Küstenschutzmaßnahme angesehen. In Ergänzung dazu wurden biotechnische Maßnahmen zum Aufbau von Vordünen, Befestigung von Randdünen, Verbau von Windrissen und Verhinderung der Entstehung von Wanderdünen vorgeschlagen.
Das 3 km lange Längswerk am Westerländer Ufer sollte wie bisher durch Sandaufspülungen geschützt werden. Die Reihenfolge der Bauabschnitte war nach dem Gefährdungsgrad festzulegen. Die erforderlichen Aufspülmengen sollten sich nach dem bisher festgestellten Abbruch richten, wobei die Hälfte der vorgespülten Sandmengen als Reserve nach sechs Jahren noch vorhanden sein sollte. (Anmerkung: Die Halbwertszeiten der bisherigen Strandaufspülungen betrugen in der Regel 1 bis 3 Jahre.)
Eindringlich wurde darauf hingewiesen, dass auf die Einhaltung einer bebauungsfreien Zone an der West- und Ostseite von 100 Metern geachtet werden muss, damit genügend Entscheidungsspielraum bei langfristigen Entwicklungen gegeben ist.
Der Fachplan Küstenschutz Sylt 1985 kann als PDF-Datei heruntergeladen werden.
Die auf Grundlage des Fachplanes Küstenschutz Sylt 1985 durchgeführten Sandaufspülungen hatten sich grundsätzlich als wirkungsvolle Maßnahme zum Schutz der Westküste bewährt. Aufgrund der Erkenntnisse aus dem Forschungsvorhaben "Untersuchungen zur Optimierung des Küstenschutzes auf Sylt" wurde der Fachplan 1997 fortgeschrieben.
1.4.2.1 Kenntnisstand
Die auf Grundlage des Fachplanes Küstenschutz Sylt 1985 durchgeführten Sandaufspülungen haben sich grundsätzlich als wirkungsvolle Maßnahme zum Schutz der Westküste bewährt. Durch systematische Untersuchungen waren jedoch die Kenntnisse über den Rückgang der Sylter Westküste zu vertiefen, die Wirksamkeit der bisherigen Verfahren zu bewerten und eventuell durch neue Küstenschutzverfahren zu verbessern und damit die Wirtschaftlichkeit zu steigern. Die damit verbundene Problematik ist über Jahre im Rahmen des Forschungsvorhabens "Untersuchungen zur Optimierung des Küstenschutzes auf Sylt" mit dem Ziel untersucht worden, ein wirkungsvolles Küstenschutzkonzept, das auf vorhandene Konzeptionen aufbaut, zu entwickeln (KAMP & HINRICHSEN 1995).
Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde der Fachplan fortgeschrieben, wobei für die Bereiche, in denen keine neuen Ergebnisse vorliegen, die Angaben im Fachplan Küstenschutz Sylt 1985 (Stand 13.01.1985) weiterhin Gültigkeit besitzen. Dadurch konnte auf eine weitgehende Wiederholung der Darstellungen verzichtet werden.
1.4.2.2 Morphodynamik
Abbruch
Die Westküste Sylts befindet sich in einem ständigen Abbruch. Das Material aus dem Küstenabbruch wird seewärts und durch den Längstransport zu den Inselenden transportiert, wo die Haupttiderinnen die Sedimentmengen von der Insel forttragen, sodass die Sandbilanz negativ ist. Der Abbruch der Dünen- und Kliffküsten erfolgt im Wesentlichen bei Sturmtiden.
In der Wasserwechselzone und dem Bereich des Vorstrandes herrscht infolge der Tide und Wellendynamik ein hohes Maß an Mobilität des Sediments vor.
Windflug
Der trockene Strand erfährt auch durch den äolischen Transport, der insbesondere bei trockenen Wetterlagen stattfindet, Veränderungen; die biotechnischen Maßnahmen fördern den Schutz und Aufbau des hohen und trockenen Strandes.
Niederschläge
Nach starken Regenfällen kommen im Bereich des Kliffs Rutschungen und Abbrüche vor, die das Erscheinungsbild des Kliffs trotz einer Küstensicherung von See her ändern. Die größten Verluste an der Westküste von Sylt werden von hydrodynamischen Kräften verursacht, wobei der Vorstrandbereich für den Sedimenttransport und die Energieumwandlung eine wesentliche Bedeutung besitzt.
Krafteinwirkungen
Die Küstenschutzmaßnahmen müssen folgende Umstände berücksichtigen:
• an der Westküste ist eine stete Mobilisation von Sediment vorhanden, wobei durch den brandungsinduzierten Längsstrom Material zu den Tiderinnen an den Inselenden transportiert wird (offenes System)
• die Sandmengen werden in Abhängigkeit des Energieeintrages querverlagert, wobei während energiereicher Perioden im Vorstrand Material akkumuliert; diese Mengen stehen für den Wiederaufbau des Strandes zur Verfügung
1.4.2.3 Ziele
Das vorgeschlagene Küstenschutzkonzept sieht vor, die intensiver besiedelten Westküstenbereiche im jetzigen Zustand zu erhalten. In den Zwischenbereichen ist ein ausgeglichener Küstenverlauf anzustreben; dabei kann ein begrenzter Rückgang der Randdünen hingenommen werden, wenn dieser wieder ersetzt wird.
1.4.2.4 Küstenschutzkonzept
Der Schutz der Randdüne erfolgt durch eine Depotaufspülung oder Außendünenverstärkung. Strandauffüllungen sind zur Erhöhung und Verbreiterung des trockenen Strandes geeignet.
In den Bereichen, in denen der trockene Strand eine ausreichende Fülligkeit aufweist und die strandnahe Brandungszone landwärts erodiert, sind Aufspülungen im Vorstrand vorzunehmen.
1.4.2.5 Messkonzept
Der Aufspülbedarf, das Aufspülprofil und die Aufspülmenge sind vom Zustand des Strandes und Vorstrandes im Aufspülbereich und den Nachbarbereichen abhängig. Hierzu wird der Strandzustand aufgrund der jeweiligen Herbstvermessung der Hauptprofile (500 m Profilabstand) mit dem Zustand 1992 verglichen und der mögliche Küstenrückgang unter Annahme schwerer Sturmfluten abgeschätzt.
Eine besondere Bedeutung kommt dem vorgelagerten Riff−Rinnen−System zu. Zur Beeinflussung des Küstenlängstransportes sind Maßnahmen zur Erhöhung der Verweildauer des transportierten Sedimentes von Bedeutung. Auf die Erhaltung des Riffsystems als Wellenfilter vor dem trockenen Strand ist zu achten. Dazu muss der Vorstrand regelmäßig vermessen werden (synoptisch, komplett).
1.4.2.6 Maßnahmen
Um die Küstenlinie in der Lage von 1992 zu halten (Rahmenbedingung für bauliche Maßnahmen und Paragraph 63 LWG, ab 01.01.1992 gültig), werden Sandaufspülungen im Strand und Vorstrand und die Errichtung einer Endschwelle vor List vorgeschlagen.
Sandaufspülungen werden dabei in Abhängigkeit des Energieeintrages vorzunehmen sein. Der Einsatz eines Dünenabbruchmodells ermöglicht die Abschätzung der vom Abbruch gefährdeten Küstenabschnitte. Die Aufspülstrecken werden demnach wie folgt festgelegt:
• Strandzustand im Herbst jeden Jahres (Istzustand) im Vergleich zum Referenzzustand 1992 (Sollzustand)
• Erwarteter Küstenrückgang für Istzustand bei schweren Sturmfluten (Dünenabbruchmodell)
• Auswertung der Luftbilder betreffend der Vorstrandsituation
• Abschließende Festlegung in Absprache mit den betroffenen Stellen nach Bereisung im Frühjahr, der dem Istzustand folgt
Damit werden folgende Maßnahmen für den Zeitraum 1997-2007 vorgesehen:
• Errichtung einer Endschwelle und begleitend Holzpfahlbuhnen im Bereich List, um die Ausräumung des Lister Landtiefs zu begrenzen und den Sedimentaustrag ins Lister Tief zu reduzieren
• Reduzierung der Aufspülmenge am Strand zur Verringerung des Ungleichgewichtes im Profil
• Verringerung des Energieeintrages auf den Strand durch Aufspülungen im Vorstrand
• Der jährliche Abbruch vor Kliffs, Dünen und Bauwerken ist durch Sandaufspülungen in Form von Außendünenverstärkungen oder als Depot in Abhängigkeit des Gefährdungsgrades auszugleichen, wobei die Gefährdung von Art und Lage des Objektes (Ufermauer, Deckwerk, Längswerk, Buhnen, Bebauung, Verkehrswege, wirtschaftliche Nutzung) abhängt
• Im Bereich des südlichen Inselendes an der Hörnum-Odde ist in den vergangenen Jahrzehnten ein starker Rückgang der Odde-Spitze von Süden und Südwesten her erfolgt. Die Ortslage Hörnum ist z.Z. nicht gefährdet. Ein weiterer Rückgang der Odde-Spitze soll dennoch im Rahmen der Möglichkeiten verhindert werden. Die Küstenlinie der Odde kann durch Sandaufspülungen im Bereich Hörnum stabilisiert werden; dabei ist die Herstellung einer weitgehenden Nord−Süd−Ausrichtung sinnvoll, sodass die Transportkapazität für das ausgetragene Sediment reduziert wird.
Die Beurteilung der Zeitpunkte von notwendigen Sandaufspülungen wird durch die Berücksichtigung der eingetragenen Energie erfolgen, wobei die Lage der Küstenlinie (NN+3,75 m) des Zustandes von 1992 zu halten ist.
1.4.2.7 Handlungsbedarf und Finanzierung
Die jährlich durchzuführenden Maßnahmen hängen von den jeweils aktuellen Strandsituationen ab. Außerdem ist die Mittelbereitstellung im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes von Bedeutung. Für längerfristige Zeiträume (größer 35 Jahre) muss gelten, dass die Bebauung in Ufernähe zurückgenommen wird, damit an der Westküste ein mindestens 100 Meter breiter Dünen und Kliffschutzstreifen entsteht.
Die Fortschreibung des Fachplans Küstenschutz Sylt von 1997 liegt als PDF-Datei zum Herunterladen vor.
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