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Ministerium für Energie­wende, Klimaschutz, Umwelt und Natur : Thema: Ministerien & Behörden

Tobias Goldschmidt

Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur

Gewässer in Schleswig-Holstein weiterhin stark belastet

Das Umweltministerium legt neuen Nährstoffbericht vor. Er zeigt: Nährstoffeinträge in Grundwasser, Oberflächen- und Küstengewässer sind zu hoch.

Letzte Aktualisierung: 24.03.2020

Über ein grünes Feld fährt ein Traktor, der mit seinem Gerät Gärreste verteilt.
Ein Traktor bringt Gärreste auf sein Feld auf. Weil Gärreste, Gülle und Mineraldünger intensiv verteilt werden, ist das schleswig-holsteinische Grundwasser stark belastet.

Grundwasser ist in Schleswig-Holstein von enormer Bedeutung: Denn im echten Norden wird der Trinkwasserbedarf zu 100 Prozent aus dem Grundwasser gedeckt. Deshalb ist es besonders wichtig, das Grundwasser vor Verunreinigungen zu schützen. Das ist die Aufgabe des vorsorgenden Grundwasserschutzes. Doch wie gelangen Schadstoffe aus der Umwelt in unser Grundwasser? Und welche Stoffe sind es, die Grundwasser und Oberflächengewässer belasten? Darüber und wie sich die Situation seit dem Ersten Nährstoffbericht von 2015 weiterentwickelt hat, informiert der Zweite Nährstoffbericht des Landes Schleswig-Holstein, den das Umweltministerium nun veröffentlicht hat.

Die Autoren des Nährstoffberichtes, Professor Friedhelm Taube und Professor Christian Henning von der Universität Kiel, haben untersuchten, wie sich die Nährstoffströme für Stickstoff und Phophat bis Ende 2017 entwickelt haben. Es wird deutlich, dass durch einen zu hohen Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft die Nährstoffüberschüsse in Schleswig-Holstein in den vergangenen Jahren nicht gesunken sind – sie belasten Grundwasser, Oberflächen- und Küstengewässer weiterhin stark.

Nährstoffeinträge müssen reduziert werden

"Der Bericht zeigt klar auf, dass sich die Situation leider nicht gebessert hat. Das ist ein alarmierender Befund", sagt Umwelt- und Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht. Er fordert daher: "Wir müssen die Nährstoffüberschüsse dringend reduzieren, um sowohl die Gewässer zu schützen als auch zum Klimaschutz beizutragen. Dabei kann die anstehende Novellierung der Düngeverordnung im Bund wichtige Akzente setzen." Um die Einträge der Nährstoffe in Grund- und Oberflächengewässer zu verringern, seien gemeinsame Anstrengungen der Landwirtschaft und der Verwaltung nötig.

Die Landwirtschaft wird schon jetzt durch die Gewässerschutzberatung und künftig mit einem im Aufbau befindlichen Förderprogramm zum Bau von ausreichend Lagerkapazitäten und Düngeausbringungstechniken unterstützt. "Nur mit einer konstruktiven Zusammenarbeit lassen sich die Anforderungen des Gewässerschutzes und der Landwirtschaft gemeinsam in die Zukunft bringen", so Albrecht. Dies sei gerade vor dem Hintergrund der veränderten Düngeverordnung wichtig, weil die Gewässerschutzberatung bei der Umsetzung hilft und so dazu beitragen kann, die Folgen für die Betriebe abzumildern.

Düngeverordnung regeln Grundsätze der Ausbringung

Dass das schleswig-holsteinische Grundwasser stark belastet ist, liegt vor allem am intensiven Einsatz von organischen Wirtschaftsdüngern wie Gülle und Gärresten und auch Mineraldüngern. Mehr als 25 Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger werden jährlich zum Düngen der Felder im echten Norden ausgebracht. Die Düngeverordnung, die in den kommenden Tagen auf Bundesebene zur Verabschiedung ansteht, bestimmt die Grundsätze der guten fachlichen Praxis verbindlich. Danach sind unter anderem Düngemittel zeitlich und mengenmäßig so auszubringen, dass alle Nährstoffe von den Pflanzen weitestgehend aufgenommen werden können und Einträge in die Gewässer durch überschüssige Nährstoffanteile vermieden werden. Hinzu kommen besondere Regelungen zum Ausbringen von Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft.

In Futterbauregionen schlechtere Werte, im Hügelland Verbesserung

Den Nährstoffbericht haben die Professoren Friedhelm Taube und Christian Henning von der Agrarfakultät der Kieler Christian-Albrechts-Universität erarbeitet. Darin beschreiben sie, wie sich die Stickstoff- und Phosphorströme in der Landwirtschaft für den Zeitraum 2007 bis 2017 entwickelt haben. Wegen der extremen Trockenheit haben sie das Jahr 2018 bewusst nicht betrachtet. Die zentralen Größen, die zur Beurteilung der Stoffströme in dem Bericht analysiert werden, sind Stoffbilanzen. Hierzu wird die Menge an zugeführten Nährstoffen, beispielsweise durch Düngung, der Menge an entzogenen Nährstoffen, etwa durch Ernteabfuhr, gegenübergestellt. Positive Bilanzen signalisieren Nährstoffüberschüsse, die sich ab einer gewissen Größenordnung negativ auf die Umwelt auswirken, das heißt die zu Nährstoffbelastungen in Gewässern führen und zu einem Anstieg von klimarelevanten Treibhausgasen. Kernaussagen des Berichts sind unter anderem, dass sich die Stickstoff-Bilanzen gegenüber dem zuvor untersuchten Zeitraum von 2007 bis 2012 nicht verbessert, in einigen Regionen sogar leicht verschlechtert haben. So ist der durchschnittliche Stickstoff-Flächenbilanzsaldo für das gesamte Schleswig-Holstein von 78 auf 84 Kilogramm pro Hektar gestiegen. Zudem haben sich regional in den Futterbauregionen die Stickstoff-Bilanzsalden verschlechtert, während sich die Werte im Hügelland leicht verbessert haben.

Was das für die Landwirtschaft bedeutet? Die wichtigste Maßnahme in der Praxis ist es, so lautet ein Fazit der Wissenschaftler, vorhandene Wirtschaftsdünger wie Gülle und Gärreste effizienter in der Düngung zu nutzen und dafür auf den Zukauf von Mineraldünger zu verzichten. Für Landwirte außerhalb der viehstarken Gebiete müssen weiterhin Anreize geschaffen werden, damit die Betriebe dort verstärkt Wirtschaftsdünger aufnehmen. Die Diskussion um die Düngeverordnung ist nicht allein vor dem Hintergrund des Grundwasserschutzes zu führen – empfehlen die Professoren der Kieler Agrarfakultät. Denn auch aus Sicht des Meeres-  und des Klimaschutzes besteht flächendeckend Handlungsbedarf, die Nährstoffeinträge zu mindern.

Weitere Informationen

Der Zweite Nährstoffbericht des Landes Schleswig-Holstein

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