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Ministerium für Energie­wende, Klimaschutz, Umwelt und Natur : Thema: Ministerien & Behörden

Tobias Goldschmidt

Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur

Fischerei- und Umweltminister Robert Habeck: "Stellnetzfischerei und Schweinswalschutz gehen in Schleswig-Holstein Hand in Hand"

Letzte Aktualisierung: 21.11.2017

ECKERNFÖRDE. Die freiwillige Vereinbarung zum Schutz von Schweinswalen in der Ostsee hat sich nach Ansicht von Umwelt- und Fischereiminister Robert Habeck bewährt. "Die "Freiwillige Vereinbarung" war für alle Seiten Neuland, das zu betreten der Fischerei zunächst nicht ganz leicht gefallen ist. Inzwischen haben sich aber knapp 80 Prozent der Stellnetzfischer selbst verpflichtet, zum Schutz von Schweinswalen die Netzlänge in den Sommermonaten zu reduzieren. Und alle Beteiligten haben die Vereinbarung in den vier Jahren mit Leben gefüllt", sagte Habeck heute anlässlich einer Konferenz von Vertretern der Fischerei, des Naturschutzes und der Wissenschaft im Ostsee Info-Center in Eckernförde. Dort wollten sie gemeinsam mit Fischerei- und Umweltminister Dr. Robert Habeck den erreichten Stand des Schweinswalschutzes in der Stellnetzfischerei in Schleswig-Holstein und das weitere Vorgehen diskutieren. Auch die Naturschutzverbände, die die Vereinbarung zum Teil sehr kritisch begleiten, nahmen teil, um ihre Ansätze zum Schweinswalschutz in die Diskussion einzubringen.

Die Vereinbarung war 2013 geschlossen worden, um den Schutz von Schweinswalen und Tauchenten zu verbessern. Neben der Verkürzung der Netzlänge sieht sie vor, dass zum Schutz von Tauchenten bestimmte Gebiete in den Wintermonaten gemieden werden.

Die Aktivitäten rund um die "Freiwillige Vereinbarung" werden koordiniert vom Ostsee Info-Center in Eckernförde. Die Mitarbeiter halten engen Kontakt zu den teilnehmenden Fischern und kontrollieren, ob die Bestimmungen der Vereinbarung eingehalten werden. Die Zusammenarbeit mit den Fischern funktioniert gut und vertrauensvoll. "Allen Fischern ist daran gelegen, Schweinswal-Beifänge möglichst zu vermeiden", sagte Claus Müller vom Ostsee Info-Center. "Zu der Vereinbarung gehört auch, dass Schweinswale, die dennoch als Beifang in die Netzen geraten, von den Fischern zur Untersuchung abgegeben werden. Hier war lange viel Scheu, aus Sorge, an den Pranger gestellt zu werden. Inzwischen hat sich Vertrauen aufgebaut und es werden beigefangene Tiere abgegeben. Das unterstützt auch die wissenschaftlichen Untersuchungen über Totfunde. Das ist anerkennenswert. Nur, wenn wir wissen, wann, wie und warum die Tiere beigefangen werden, können wir den Schutz der Schweinswale weiter verbessern", sagte Habeck.

Wie Prof. Dr. Ursula Siebert, Leiterin des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, Stiftung der Tierärztlichen Hochschule Hannover und verantwortlich für das Totfundmonitoring, berichtete, wurde im Untersuchungsjahr 2016 in der Ostsee mit 188 Tieren eine Rekordzahl an toten Schweinswalfunden registriert. Davon waren 178 am Strand gefunden worden, und 10 Tiere wurden durch Fischer als Beifang abgegeben. 21 konnten vollständig untersucht werden, darunter die 10 direkt von der Fischerei abgegebenen Tiere. Eine Besonderheit der Untersuchungsergebnisse des letzten Jahres war, dass von den 11 untersuchten Strandfunden 7 aufgrund der Verletzungen durch den im letzten Jahr in der Ostsee beobachteten Delfin ums Leben kamen. Zusätzlich wies ein Teil dieser und auch anderer Tiere parasitäre und bakterielle Infektionskrankheiten auf. Auch einige der beigefangen Tiere hatten Anzeichnungen von Erkrankungen.

Prof. Dr. Siebert betonte: "Schweinswale sind in der Ostsee einer Vielzahl menschlicher Aktivitäten ausgesetzt, die negative Auswirkungen auf den Gesundheitszustand und die Gebietsnutzung haben können. Um eine Bewertung der Eingriffe (unter anderem durch Unterwasserlärm) vornehmen zu können und Lösungsansätze zu ermöglichen, sind weiterführende Forschungsarbeiten notwendig."

Die im Jahr 2017 bisher eingegangenen Meldungen deuten darauf hin, dass es in diesem Jahr deutlich weniger Totfunde sein werden. Veränderungen in den Totfundzahlen und –orten können verschiedene Ursachen haben. Schweinswale sind nicht standorttreu, unter anderem folgen sie ihrer Nahrung, insbesondere den Herings- und Makrelenschwärmen, die sich auch nicht jedes Jahr gleich verteilen. Auch die Windrichtung beeinflusst, wie viele tote Tiere an unseren Küsten antreiben.

Um den Schutz der Schweinswale noch zu verbessern, wurde im April 2017 als Ergänzung zur "Freiwilligen Vereinbarung" ein Projekt zum Einsatz von so genannten PALs ("Porpoise Alert") in Stellnetzen gestartet. PALs haben zum Ziel, den Beifang von Schweinswalen wirkungsvoll zu reduzieren. Sie senden im Wasser Signale aus, die Wale dazu bringen sollen, ihre Echoortung zu intensivieren. So können sie die Netze rechtzeitig wahrnehmen und verfangen sich nicht. Fischer, die an der "Freiwilligen Vereinbarung" teilnehmen, können über das Ostsee Info-Center kostenlose PALs für ihre Stellnetze erhalten.

"PALs haben sich in unseren Versuchen als wirkungsvolles Mittel erwiesen, um die Beifänge von Schweinswalen in Stellnetzen in der westlichen Ostsee um 70 Prozent zu reduzieren. Sie lösen sicher nicht alle Probleme, aber sind ein guter erster Ansatz zur Vermittlung zwischen den Interessen der Meeresnutzung und des Meeresschutzes", sagte Dr. Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei.
Minister Habeck betonte: "Mit der "Freiwilligen Vereinbarung" ist uns der Spagat zwischen den berechtigten Interessen der Fischerei und des Naturschutzes gelungen. Als für Fischerei zuständiger Minister muss ich neben dem Schweinswalschutz auch die Fischer und ihre Familien im Blick haben. Seinen Lebensunterhalt mit der Fischerei zu verdienen, ist in diesen Zeiten schwierig genug.
Aber wir dürfen uns nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern müssen regelmäßig hinterfragen, ob es noch besser geht. Auch das ist ein Ziel der Konferenz heute."

Hintergrund:

In Schleswig-Holstein gibt es rund 300 Stellnetzfischer. Die "Freiwillige Vereinbarung zum Schutz von Schweinswalen und tauchenden Meeresenten" wurde im Dezember 2013 zwischen Ministerium und den Fischereiverbänden des Landes geschlossen. Sie sieht zum Schutz der Schweinswale im Zeitraum vom 1. Juli bis zum 31. August jeden Jahres vor, dass die Fischereibetriebe die Längen ihrer Stellnetze verkürzen. Der gewählte Zeitraum fällt mit der sensiblen Kalbungszeit der Schweinswale zusammen, wenn sich zudem besonders viele Schweinswale in den schleswig-holsteinischen Küstengewässern aufhalten.
Zum Schutz der überwinternden Meeresenten wurden bevorzugte Nahrungsgebiete der Enten als saisonale Schutzgebiete ausgewiesen, in denen die Fischerei immer dann eingestellt wird, wenn sich in der Zeit vom 16. November bis zum 1. März besonders viele Enten dort aufhalten.
Ergänzend unterstützt die Landesregierung Monitoringprojekte zu Beifängen und ein Abgabesystem für beigefangene Schweinswale. Im April 2017 wurde außerdem das Projekt zur kostenlosen Ausgabe von PALs an die Fischer gestartet.
Die Koordinierung der "Freiwilligen Vereinbarung" sowie das PAL-Projekt werden vom Ostsee Info-Center durchgeführt und vom Land mit Fördermitteln aus dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF), dem Landeshaushalt sowie der Fischereiabgabe des Landes unterstützt.
Ausführliche Informationen zur "Freiwilligen Vereinbarung" sind auf der Internetseite www.fischerleben-sh.de unter der Rubrik "Wale & Enten" zu finden.

Verantwortlich für diesen Pressetext: Nicola Kabel | Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung | Mercatorstraße 3, 24106 Kiel | Telefon 0431 988-7201 | Telefax 0431 988-7173 | E-Mail: pressestelle@melund.landsh.de | Medien-Informationen der Landesregierung finden Sie aktuell und archiviert im Internet unter www.schleswig-holstein.de | Das Ministerium finden Sie im Internet unter www.melund.schleswig-holstein.de

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