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Landesvertretung in Berlin : Thema: Ministerien & Behörden

#4 Völkerschauen, Sammlerleidenschaften und koloniale Spurensuche

mit Lars Frühsorge, Leiter der Lübecker Völkerkundesammlung

Letzte Aktualisierung: 01.12.2020

Warum die Erforschung von völkerkundlichen Sammlungen nicht nur spannend sondern auch hochaktuell ist, das erzählt uns der Leiter der Lübecker Völkerkundesammlung, Lars Frühsorge. 

Wir sprechen mit ihm über die Lübecker Sammlung, die aktuelle Ausstellung "Nordwärts - Südwärts", über Völkerschauen und koloniale Spuren in Museen und im Alltag.

Lübecker Völkerkundesammlung

Die Lübecker Sammlung zeigt, wie großartige Kunst und Kultur zu allen Zeiten und überall auf der Welt entstanden ist und entsteht. In unserem Podcast ist sie Ausgangspunkt für aktuelle Fragen der Provenienzforschung, für das veränderte Selbstverständnis völkerkundlicher Museen und für die Frage, was Kolonialismus mit unserem Alltag zu tun hat.

Foto: Völkerkundemuseum

Nordwärts - Südwärts

Lübeck, die „Königin der Hanse“, verstand sich lange Zeit als „Zivilisationsbringerin“ für den Norden. In der "Nordischen Handels- und Industrieschau" von 1895 wurde diese Weltsicht selbstbewusst - auch in Völkerschauen - inszeniert. Die aktuelle Lübecker Ausstellung "Nordwärts - Südwärts"  dreht die Perspektive um und rückt die Länder rund um den Polarkreis und insbesondere die indigenen Gemeinschaften der Arktis wie die Sami und Inuit in das Zentrum der Ausstellung.

Abbildung: Behnhaus-Drägerhaus

Völkerschauen

Zwischen 1870 und 1940 waren allein in Deutschland über 300 als exotisch bewunderte Menschengruppen aus aller Welt in Völkerschauen zu sehen und lockten bis zu 60.000 Besucherinnen und Besucher täglich an. Die nebenstehende Postkarte aus dem Völkerkundemuseum Lübeck zeigt den Inuk Abraham Ulrikat, der aus einer Lübecker Missionsstation in Kanada stammte und mit seiner eigenen und einer weiteren Familie nach Europa kam, um Schulden bei den Missionaren abzubezahlen. Er trat mit seiner Gruppe auf zahlreichen Völkerschauen auf, bis die ganze Gruppe eine nach dem anderen den Pocken erlag, weil man sie nicht geimpft hatte. 

Foto: Völkerkundemuseum

Kolonialismus und Provenienzforschung

Die Herkunft ethnographischer Sammlungsgegenstände zu erforschen, um zu klären, ob diese Objekte unrechtmäßig als koloniales Beutegut in museale Sammlungen gelangt sind, wird systematisch erst in jüngerer Zeit betrieben. Das  Projekt "Zwischen Weltoffenheit und Kolonialismus", das Objekte in 19 Museen in Schleswig-Holstein und Süddänemark erforscht, ist da beispielhaft. Und auch in der Lübecker Sammlung wird intensiv die Herkunft der Objekte erforscht, z.B. die abgebildete Reliquarfigur der Fang aus Zentralafrika, bei der es sich vermutlich  um koloniales Beutegut handelt. 

Foto: Völkerkundemuseum

Lars Frühsorge

Seit November 2018 leitet der Ethnologe und Südamerikaexperte Dr. Lars Frühsorge (*1978 in Kiel) die Lübecker Völkerkundesammlung. Für ihn ist ein verändertes Selbstverständis völkerkundlicher Museen und die Aufarbeitung, welche Geschichten die Objekte über sich, ihre Zeit, ihre Sammlung und uns erzählen, von zentraler Bedeutung, denn - davon ist Lars Frühsorge überzeugt - ethnographische Objeke erzählen ebenso viel über ihre Ursprungskulturen wie über uns selbst. 

Foto: Völkerkundemuseum

 

Lübecker Völkerkundesammlung

https://vks.die-luebecker-museen.de/

Ausstellung "Nordwärts - Südwärts" 

https://st-annen-museum.de/nordwaerts--suedwaerts

Zwischen Weltoffenheit und Kolonialismus

https://www.sh-welt.de/das-projekt/

Zentrum für Kulturgutverluste 

https://www.kulturgutverluste.de/Webs/DE/Start/Index.html

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