Therapien können verhindern, dass verurteilte Straftäter rückfällig werden. Doch die Ärzte des Zentrums für integrative Psychiatrie in Kiel wollen mehr.
Letzte Aktualisierung: 13.07.2018
Wer in seinem Leben nur Gewalt kennengelernt hat, wird selbst immer gewaltätig bleiben? Dass das nicht so ist, beweisen die Psychotherapeuten des Zentrums für integrative Psychiatrie (ZIP) in Kiel. In der Abteilung für Forensische Psychiatrie behandeln sie Straftäter und verhindern so, dass diese erneut straffällig werden. Im Rahmen ihrer Sommerreise hat sich Justizministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack nun vor Ort ein Bild von der Arbeit der Ärzte gemacht. "Eine gelingende Wiedereingliederung von Straftätern in die Gesellschaft und somit ein effektiver Opferschutz braucht spezialisierte Beratungs- und Therapieeinrichtungen, in denen Haltungs- und Verhaltensänderungen erlernt und unterstützt werden können", sagte die Ministerin.
Enge Zusammenarbeit mit der Justiz
Zusätzlich zur regulären Strafe können Gerichte Verurteilte auffordern, sich in therapeutische Behandlung zu begeben, oder sich regelmäßig in einer psychiatrischen Ambulanz vorzustellen. Dort sollen sie lernen, alte Verhaltensmuster abzulegen, durch die sie straffällig geworden sind. Außerdem erkennen die Therapeuten riskante Entwicklungen frühzeitig und können angemessen darauf reagieren.
Therapie hinter Gittern
Doch die Arbeit der Therapeuten findet auch hinter Gittern statt: In den Justizvollzugsanstalten (JVA) bereitet das ZIP die Gefangenen auf ein normales Leben nach der Entlassung vor. Darüber hinaus behandeln Ärzte und Psychologen des ZIP seit 2017 psychisch auffällige Gefangene in einer separaten Abteilung der JVA Neumünster.
Mitglied im Netzwerk "Kein Täter werden"
Das nächste Ziel der Ärzte: Verhindern, dass Menschen überhaupt zu Straftätern werden: Schätzungsweise 8.000 Männer in Schleswig-Holstein fühlen sich sexuell zu Kindern hingezogen, doch längst nicht alle werden auch tatsächlich übergriffig. Für diejenigen, die Schwierigkeiten haben, ihre sexuelle Neigung zu kontrollieren, gibt es das Bundesnetzwerk "Kein Täter werden", in dem auch das ZIP aktiv ist. Hier können sich pädophile Männer beraten und behandeln lassen – kostenlos und anonym.
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