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Thema : Welterbe (UNESCO) und Immaterielles Kulturerbe

Immaterielles Kulturerbe in Schleswig-Holstein


Immaterielles Kulturerbe wird durch das Engagement seiner Trägergemeinschaften lebendig gehalten, weitergegeben und weiterentwickelt. Trägerinnen und Träger Immateriellen Kulturerbes wenden ihr Wissen und Können praktisch an und geben es von Generation zu Generation weiter.

Letzte Aktualisierung: 14.03.2023

Seit dem Beitritts Deutschlands 2013 zum UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes (IKE) von 2003 können sich Träger kultureller Ausdrucksformen z. B. aus den Bereichen Tanz, Musik, Theater, mündliche Überlieferungen, Bräuche, Feste, Handwerkskünste, und Praktiken im Umgang mit der Natur und dem Universum in den jeweiligen Bundesländern um die Aufnahme ihrer Kulturform in das Bundesweite Verzeichnis bei der Deutschen UNESCO-Kommission e.V. (DUK) bewerben. Weitere Informationen zum Bewerbungsverfahren finden Sie unter „Informationen der Deutschen UNESCO-Kommission e.V.“.

Bislang sind in das Bundesweite Verzeichnis über hundert Kulturformen aufgenommen worden,die ein vielfältiges Bild des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland zeichnen. Hierzu zählen aus Schleswig-Holstein seit 2022 die Trakehner Zucht, 2021 das „Ringreiten“, seit 2019 die „Helgoländer Dampferbörte“, seit 2014 das „Biikebrennen" und für Norddeutschland das „Niederdeutsche Theater“. Darüber hinaus zeigen Gute-Praxisbeispiele modellhaft, wie die Erhaltung Immateriellen Kulturerbes erfolgreich und innovativ funktionieren kann, dazu zählt seit 2019 das Zusammenleben von Minderheiten und Mehrheiten im deutsch-dänischen Grenzland.

Länderübergreifend sind weitere in das Bundesweite Verzeichnis aufgenommeneKulturformen auch in Schleswig-Holstein anerkannt, wie z. B. das Reetdachdecker-Handwerk.

Das Zusammenleben von Minderheiten und Mehrheiten im deutsch-dänischen Grenzland

Im deutsch-dänischen Grenzland leben die deutsche Minderheit im dänischen Nordschleswig und die dänische Minderheit im deutschen Südschleswig heute friedlich mit den Mehrheiten zusammen. Darüber hinaus prägen auch die friesische Volksgruppe sowie Sinti und Roma die Region und das Zusammenleben. Nach einer langen Zeit der Konflikte und des „Gegeneinanders“, insbesondere zwischen Deutschen und Dänen, ist in den letzten Jahrzehnten ein starkes „Füreinander“ entstanden. Minderheiten und Mehrheiten im Grenzland unterstützen sich gegenseitig. Ihre Aktivitäten werden als bedeutender Mehrwert für die Region anerkannt. Dieses Grenzland erhält europaweit Beachtung als ein Beispiel gelingender Minderheitenpolitik.

Ende 2021 ist es nicht zu einer UNESCO-Eintragung des Deutsch-Dänischen Minderheitenmodells in die Liste des Immateriellen Kulturerbes gekommen. Der Evaluation Body der UNESCO hat eine Rückstellung empfohlen, so dass die Nominierung in Zukunft gegebenenfalls wieder neu eingereicht werden könnte.

Unesco: Das Deutsch-Dänische Minderheitenmodell – Vorbild für ein friedliches Miteinander

Trakehner Zucht

Die Trakehner Zucht erfordert spezifisches Wissen und Können rund um die Trakehner Pferde, eine traditionelle Reitpferdeart, die bis heute in allen Reitdisziplinen vom Breiten- bis zum Spitzensport vertreten ist. Historisch entwickelte sich die Zucht aus der Rekrutierung für den Königlichen Marstall Preußen und als Kavalleriepferd nach dem Ersten Weltkrieg zum Wirtschafts- und Sportpferd. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit den wenigen überlebenden Tieren die Trakehner Zucht neu aufgebaut. Heute werden Trakehner Reitpferde in vielen Ländern der Welt gezüchtet und in allen Reit- und Fahrsportdisziplinen vom Breiten- bis zum internationalen Spitzensport eingesetzt. Dazu gehört neben der Dressur, der Vielseitigkeit und dem Fahren auch der Para-Reitsport. Das Trakehner Pferd wird aufgrund seiner Sensibilität auch im therapeutischen Reiten und im Kinderreitunterricht eingesetzt.

Ringreiten

Bei diesem Reitsport-Wettbewerb von der Westküste versuchen die Reiterinnen und Reiter im vollen Galopp mit einer Lanze einen Ring mit nur wenigen Zentimetern Durchmesser zu durchstechen. Wer die meisten Ringe sticht, gewinnt den Wettbewerb. Rund um die Spiele haben sich Feste und Umzüge mit eigenen Ritualen und Bräuchen gebildet.

Das Ringreiten entstammt der bäuerlichen Pferdewirtschaft und hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung entwickelt, die zwischen Mai und August stattfindet. Möglich sind sowohl Einzel- als auch Mannschaftswettbewerbe. In Schleswig-Holstein gibt es heute rund 300 aktive Vereine mit etwa 9.000 Mitwirkenden, die Turniere mit Festumzüge organisieren.

Biikebrennen

Das Biikebrennen ist ein gemeinschaftliches Feuerfest in Norddeutschland, mit dem traditionell böse Geister vertrieben und die neue Saat geschützt werden soll. Jedes Jahr am 21. Februar werden in Schleswig-Holstein auf den Inseln Sylt, Amrum und Föhr, auf den Halligen und in weiten Teilen des nordfriesischen Festlandes mehr als 60 Biiken entzündet. Der heidnische Brauch aus dem 17. Jahrhundert läutet heute den Frühling ein.

„Biiki“ bedeutet Zeichen, Seezeichen oder Feuermal. Nach dem Aufruf „Tjen di Biiki ön!“ („Zündet die Biike an!“) lodern weithin sichtbar die Feuer. Meist werden dazu auch feurige Reden auf Friesisch gehalten zu Themen der Vergangenheit oder zur Tagespolitik. Anschließend geht es zum gemeinsamen Grünkohlessen. Um das Biikebrennen herum finden zahlreiche weitere Ereignisse statt. Unter anderem werden Theaterstücke in friesischer Sprache aufgeführt, an Schulen wird Kinderbiiken organisiert und der Frasche Rät (Friesenrat) tagt.

Niederdeutsches Theater

Das Niederdeutsche Theater ist eine der Hauptsäulen niederdeutscher Kultur. Die überwiegende Mehrzahl der niederdeutschen Theater machen kleine kommunale Bühnen in den ländlichen Regionen Norddeutschlands aus. Es ist Teil der Bühnenpraxis vieler Kleinbühnen, dass die Stücke von Mitgliedern selbst verfasst oder von den Ensembles entwickelt werden. Auf diese Weise spiegeln solche Stücke immer auch unmittelbar die soziale Wirklichkeit in den jeweiligen Kommunen wider. 

Die Bühnen und Theater der drei Niederdeutschen Bühnenbünde Niedersachsen und Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern betreiben ihre Theaterarbeit zum größten Teil auf semiprofessionaler Ebene. Daneben gibt es zwei professionell betriebene niederdeutsche Theater in Hamburg (Ohnsorg-Theater) und Schwerin (Fritz-Reuter-Bühne).

Helgoländer Dampferbörte

Die maritime Tradition der Dampferbörte als sogenannter Anlandungsdienst gehört seit Generationen zu Helgoland. Die Besatzungen transportieren mit ihren kleinen Holzbooten bis zu 40 Passagiere und ihr Gepäck der vor Anker liegenden Seebäderschiffe auf die Insel und später auch wieder zurück an Bord.

Zwei Börteboote transportieren Menschen von der Fähre zur Insel Helgoland.
Die Helgoländer Dampferbörte bewirbt sich um Aufnahme in das Verzeichnis des Immateriellen Weltkulturerbes.

Obwohl Helgoland über Hafenanlagen verfügt, muss die Insel der Aufgabe als Schutzhafen nachkommen. Einige Kaiplätze werden daher freigehalten und es können nicht alle Seebäderschiffe im Hafen anlegen. Um das auszugleichen und dennoch Besuche auf der Insel zu ermöglichen, entwickelte sich die Tradition des Aus- und Einbootens.

Heute ist das "Ausbooten" Markenzeichen und Touristenattraktion gleichermaßen.

Reetdachdecker-Handwerk

Das Eindecken von Dächern mit dem Naturbaustoff Reet ist eine der ältesten Handwerkstechniken beim Hausbau. Die ersten nachgewiesenen Reetdächer gab es bereits um 4.000 vor Christi. Ursprünglich waren es Dächer in ländlichen Regionen, die der Bauherr mit eigenen Mitteln aus den bewährten, regional verfügbaren Naturbaustoffen Reet oder Stroh erbaute. Die Reetdachdeckerei erfordert großes fachliches Können. Das Handwerk lebt von einer Fülle mündlich überlieferter Traditionen und handwerklicher Gepflogenheiten, die von Generation zu Generation durch das gemeinsame Arbeiten auf dem Dach weitergegeben wurden.

Internationale Anerkennungen und Nominierungen

Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen der Vertragsstaaten können für eine von drei UNESCO-Listen des Immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen werden. Diese drei Listen verzeichnen über 600 Einträge aus über 130 Ländern Länder, darunter fünf aus Deutschland: Blaudruck, Genossenschaftsidee und -praxis, Falknerei, sowie Orgelbau und Orgelmusik.

2020 ist das Bauhüttenwesen als Gute-Praxisbeispiel aufgenommen worden, das von Frankreich, Norwegen, Österreich, der Schweiz und Deutschland gemeinsam nominiert wurde. Zu den 18 Bauhütten gehört auch die Kirchenbauhütte Lübeck-Lauenburg.

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