Gemäß gesetzlicher Vorgabe darf Pflanzenschutz nur nach guter fachlicher Praxis durchgeführt werden. Der „Integrierte Pflanzenschutz“ (IPS) ist ein wesentlicher Bestandteil der guten fachlichen Praxis. Er gilt seit vielen Jahren als nachhaltige Strategie im praktischen Pflanzenschutz. Die Prinzipien der Nachhaltigkeit werden dabei durch einen ganzheitlichen Ansatz verwirklicht, indem nach sorgfältiger Abwägung aller verfügbaren Pflanzenschutzmethoden die vorbeugenden Maßnahmen (z. B. Sortenwahl, Aussaatzeitpunkt) und die nichtchemischen Verfahren zur Abwehr von Schadorganismen bevorzugt werden. Dadurch kann die Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln im Interesse von Anwendern sowie zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt auf das unbedingt notwendige Maß reduziert werden.

Zur Umsetzung der komplexen Maßnahmen und Verfahren des IPS ist eine fundierte und unabhängige Beratung beruflicher Anwender erforderlich, die auch in Schleswig-Holstein durch den Pflanzenschutzdienst des Landes durchgeführt wird. Allerdings reichen die in Schulungsveranstaltungen, Veröffentlichungen und Feldführungen durch den Pflanzenschutzdienst vermittelten Kenntnisse in vielen Fällen nicht aus, um Maßnahmen des IPS (u.a. Beachtung von Schwellenwerten, Nutzung von Prognosemodellen, Verwendung weniger anfälliger Sorten, Unterlassung unnötiger Spritzungen) in den Betrieben konsequent durchzuführen.

Das Ziel der Beratungsmodule „Integrierter Pflanzenschutz in der Baumschule“ und „Integrierter Pflanzenschutz im Ackerbau“ ist die Durchführung einer einzelbetrieblichen Vor-Ort-Beratung zur Umsetzung des IPS auf den landwirtschaftlichen Betrieben in Schleswig-Holstein. Mit Hilfe dieses für sie kostenfreien und auf die jeweiligen betrieblichen Verhältnisse zugeschnittenen Beratungsangebots sollen die Betriebe zur Optimierung des Pflanzenschutzmanagements im Sinne des IPS angeleitet werden, ein verbessertes Wissen über Schadorganismen und Entscheidungshilfen zu deren Regulierung erhalten sowie den Pflanzenschutzmitteleinsatz auf freiwilliger Basis weiter einschränken.

Im Rahmen des ELER-geförderten Projektes konnten in den Jahren 2016 - 2018 in beiden Modulen insgesamt jeweils 97 Baumschul- und Ackerbaubetriebe beraten werden. Die Betriebsleiter zeigten dabei großes Interesse an den Möglichkeiten des IPS und wurden von den Beratern zum großen Teil mehrmals in der Saison besucht. Darüber hinaus führten die beiden Auftragnehmer (BTB Baumschultechnik und Beratung GmbH und Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein) gezielte Schulungsveranstaltungen zum IPS durch, die rege besucht wurden. Besonders hervorzuheben ist ein verstärkter Beratungsbedarf zum Thema Pflanzenschutz in den Baumschulen, da das Interesse nach rückstandsfreien Pflanzen bei Abnehmern auch für Kulturen wächst, die eigentlich nicht rückstandsrelevant sind, da sie nicht verzehrt werden.

Integrierter Pflanzenschutz auf einen Blick

Text: Dr. Gert Petersen (MELUND)