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Thema : Landesgeschichte

Schleswig-Holstein -
Die 68er: Protest in der Provinz

Sexuelle Revolution, Sit-Ins und und Jimi Hendrix: Nicht nur in Hochburgen wie Berlin oder Frankfurt, auch in der norddeutschen Provinz sorgten die 68er für Protest und kulturellen Umbruch.

Letzte Aktualisierung: 26.10.2022

Heftige Studentenproteste wie die "Schlacht am Landeshaus" oder Konzerte von Jimi Hendrix und Eric Claptons Band Cream im Gaardener Star-Palast: "Gemessen an der Einwohnerzahl spielte Kiel damals eine relativ bedeutende Rolle", sagt Professor Christoph Cornelißen von der Kieler Christian-Albrechts-Universität. Schah-Regime und Vietnam- Krieg, aber auch die Preiserhöhung der Kieler Verkehrs-AG trieben die Menschen vor mehr als 40 Jahren auf die Straße.

"Unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren"

"Die Kieler Uni war eine sehr konservative Hochschule, mit einer unrühmlichen nationalsozialistischen Vergangenheit", erklärt Historiker Cornelißen, der gemeinsam mit einer Studentengruppe eine Ausstellung umgesetzt hat, die im Stadtmuseum Kiel zu sehen war. Viele der Professoren und Wissenschaftler, die das Regime im Dritten Reich unterstützten, wurden nach 1945 weiter beschäftigt. "Den 68ern ist es mit zu verdanken, dass dieses Thema an die Oberfläche gekommen ist." So hing im Eingangsbereich der Ausstellung das Original-Transparent, mit dem zwei Studenten 1967 auf einer Rektoratsübergabe im benachbarten Hamburg für Unruhe sorgten. Der darauf verzeichnete Spruch "Unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren", wurde zum Kern-Slogan der Studentenbewegung.

Jimi Hendrix-Signatur auf einem Stück Tapete

Aber auch das "Schwanz ab"-Flugblatt des Weiberrats, Fotos von Kieler Kinderläden und einem Hare Krishna-Umzug in der Innenstadt, sowie Kleidung, WG-Mobiliar und psychodelische Konzertposter von Jimi Hendrix sollten den damaligen Zeitgeist widerspiegeln. "Sein Auftritt war sensationell und schlug damals ein wie eine Bombe. Für die Provinz Kiel war das eine musikalische Weltpremiere", erinnert sich Henrik Maaß. Der damals 19-Jährige hatte 1967 das Hendrix-Konzert im Star-Palast besucht, und den Gitarren-Virtuosen sogar um ein Autogramm gebeten. "Leider hatte ich kein Papier bei mir. Also habe ich kurzerhand im Nebenraum ein Stück der Tapete abgerissen." Genau dieses Tapetenstück, samt Signatur, war ebenfalls in einer Vitrine ausgestellt.

Junge Protestierende laufen mit roten Fahnen durch eine Einkaufsstraße
Demonstration von Studierenden gegen das Attentat auf Rudi Dutschke im April 1968

Welle der Proteste

Wenige Monate nach dem Konzert startete in der Landeshauptstadt die Welle der Proteste. Nach dem Tod von Benno Ohnesorg nahmen rund 2.000 Menschen an einem Schweigemarsch teil. Hinzu kamen verschiedene Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg und Sit-Ins im Foyer des Uni-Hochhauses. Kurze Zeit später kam zu den wohl gewalttätigsten Protestaktionen. Mit Demonstrationen und Blockaden setzten sich 1968 vor allem Schüler, Studenten und Lehrlinge gegen die Preiserhöhung der Kieler Verkehrsbetriebe zur Wehr. Bei der "Schlacht am Landeshaus" 1969, bei der das Parlamentsgebäude einer "Festung" glich, waren 1.000 Polizisten im Einsatz, um rund 5.000 aufgebrachte Studenten im Zaum zu halten. Anlass für den Protest war ein Gesetz, das Studenten, die den Lehrbetrieb störten, drei Jahre lang von allen Universitäten des Landes verweisen wollte.

(Quelle: Jenny Tobien / dpa)

Weitere Informationen

Archive in Schleswig-Holstein

Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte

Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung

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