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Thema : Boden

Bodengefährdungen

Letzte Aktualisierung: 24.04.2015

Bodenverdichtung und Bodenerosion stellen neben Flächeninanspruchnahme und Versiegelung durch Siedlungs- und Verkehrswegebau sowie durch stoffliche Bodenbelastungen die hauptsächlichen Gefährdungen des Bodens in der Landschaft dar. Sie vermindern die Funktionsfähigkeit des Bodens.
Zielsetzung des vorsorgenden Bodenschutzes sind Verminderung und Vermeidung dieser Bodengefährdungen durch Einhaltung der guten fachlichen Praxis in der landwirtschaftlichen Bodennutzung sowie insbesondere mit Blick auf zu besorgende Bodenverdichtung durch Berücksichtigung der Bodeneigenschaften bei der Durchführung von Baumaßnahmen.

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Bodenverdichtung

Unter optimalen Bedingungen sind die Hohlräume im Boden so ausgebildet, dass für Pflanzen und Bodenlebewesen ausreichende Mengen an Wasser mit den darin gelösten Nährstoffen sowie an Bodenluft zur Verfügung stehen. Das Bodengefüge bestimmt auch die Tragfähigkeit des Bodens. Jede mechanische Beanspruchung in Form einer Auflast führt zu einer Reduzierung der für die Wasser- und Luftversorgung optimalen Porengrößen.

Mit zunehmendem Wassergehalt nimmt die Verdichtungsgefährdung des Bodens in abnehmender Reihenfolge ihrer Korngröße von Sand zu Ton zu. Als besonders schwerwiegend hat sich das Problem der Unterbodenverdichtung unterhalb der Pflugsohle auf landwirtschaftlichen Flächen gezeigt. Neben der verminderten Wasser- und Luftversorgung für Pflanzen und Mikroorganismen macht dabei auch ein erhöhter Eindringwiderstand für die Pflanzenwurzeln eine Bewirtschaftung zunehmend problematischer. Im Gegensatz zu den Oberböden können in Unterböden die Gefügeschäden durch Bodenbearbeitung nur sehr schwer behoben werden.

Die Abschätzung der Gefährdung des Bodens durch Verdichtung in Schleswig-Holstein kann über Karten erfolgen, die die Empfindlichkeit unter den Hauptnutzungsarten Ackerbau und Grünland jeweils für das Sommerhalbjahr und für das Winterhalbjahr in Abhängigkeit von den Bodeneigenschaften abbilden: Umweltportal SH - Fachthema Boden - Bodenverdichtung.

Eine Einschätzung der Situation des landwirtschaftlich genutzten Bodens in Schleswig-Holstein hinsichtlich seiner Verdichtung ist auf Grundlage einer umfangreichen Auswertung von digitalen Datensätzen zu bodenphysikalischen Messungen an gestörten und ungestörten Bodenmaterialproben hinsichtlich Status und Veränderungen der Bodenverdichtung durch landwirtschaftliche Nutzung 2016 erarbeitet worden. Hinsichtlich der Veränderungen der bodenphysikalischen Kennwerte war über den Betrachtungszeitraum tendenziell bei einigen Bodentypen eher eine leichte Verbesserung von Wasserleitfähigkeiten, dagegen aber eine Verschlechterung der Luftkapazitäten festzustellen. Beides lässt sich jedoch aufgrund der noch nicht hinreichenden Datengrundlage statistisch nicht absichern.

Gutachten Universität Kiel 2016  (PDF, 9MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Aufbauend auf den Erkenntnissen dieser Untersuchung ist eine Praxisumfrage zur Betroffenheit landwirtschaftlich genutzter Flächen von Bodenverdichtungen durchgeführt worden. Adressaten waren praktizierende Landwirte im gesamten Schleswig-Holstein, aber auch Mitglieder der Landesverbände der Maschinenringe und der Lohnunternehmer sowie landwirtschaftliche Berater. Die im Gutachten zur Praxisumfrage dargestellten Ergebnisse können zwar nicht die reale Situation des landwirtschaftlich genutzten Bodens in Schleswig-Holstein darstellen, geben aber die subjektive Einschätzung der Betroffenheit durch die vor Ort auf dem Boden Wirtschaftenden sehr gut wieder. Zur Herstellung der 'Bodenhaftung' bei der Bearbeitung des Projektes ist die Praxisumfrage von einem Projektbeirat aus Vertretern aus den Bereichen Maschinenringe, Lohnunternehmer, landwirtschaftliche Beratung, Landwirtschaftskammer, Landesbauernverband und angewandte Landwirtschaftswissenschaften in seiner Vorbereitung, Durchführung und Auswertung begleitet worden. Wie die Präsentation und Diskussion des Gutachtens im Kreise von 50 Praktikern gezeigt hat, ist der Praxis bewusst, dass Bodenverdichtung durchaus ein aktuelles Problem der Landbewirtschaftung darstellt. Gründe für die Verdichtung des Bodens und Maßnahmen dagegen sind allgemein anerkannt. Eine der zentralen Fragen zu formulierender Handlungsempfehlungen ist deren Akzeptanz vor dem Hintergrund des in der Landwirtschaft bestehenden schwierigen ökonomischen Umfeldes.

Kurzfassung Gutachten IGLU 2017  (PDF, 745KB, Datei ist nicht barrierefrei)

2. Praxistag Boden - Ein Blick unter die Bodenkrume lohnt!

Am 24. Mai hat in Dörpstedt der 2. Praxistag Boden stattgefunden. In der gemeinsam von Landwirtschaftskammer, Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume sowie Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume durchgeführten Veranstaltung standen im Vortragsteil zunächst Aspekte der Bodenverdichtung im Mittelpunkt der Diskussion. Anschließend wurden die Entstehung sowie die Eigenschaften der in dieser Region typischen Boden-typen an Profilgruben im Freiland erörtert und entsprechende Konsequenzen für die Bewirtschaftung abgeleitet. Mit über 70 Teilnehmern aus den Bereichen Landwirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft, Lehre und Beratung wurde der Praxistag sehr gut besucht.

2. Praxistag Boden  (PDF, 310KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Vortrag Bernd Burbaum (LLUR) - Geologische und Bodenkundliche Verhältnisse eines Landschaftsausschnittes der niederen Geest Schleswig-Holsteins – Einführung in Landschaftsgenese und Bodenverhältnisse im Raum Dörpstedt
 (PDF, 7MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Vortrag Dr. Dirk-Christian Elsner (LLUR) - Gefährdung des Bodens unter landwirtschaftlicher Nutzung durch Verdichtung
 (PDF, 4MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Bodenerosion

Als Bodenerosion wird der Abtrag von Bodenmaterial durch Wind (Abbildung 1) oder Wasser (Abbildung 2) bezeichnet. Dabei wird wertvoller humoser Oberboden abgetragen, und die Wahrnehmung von Bodenfunktionen sowie die Boden-fruchtbarkeit werden beeinträchtigt.

Abbildung 1: Winderosion, Bodentransport
Abbildung 1: Winderosion, Bodentransport

Ablagerungen des erodierten Bodenmaterials zum Beispiel in Gewässern oder auf Straßen können zu Nährstoffeinträgen führen oder im Extremfall die Verkehrssicherheit beeinträchtigen. Der vorsorgende Bodenschutz hat die Vermeidung von Beeinträchtigungen des Bodens und von schädlichen Bodenveränderungen durch Bodenerosion zur Aufgabe.

Abbildung 2: Wassererosion, Erosionsrinne
Abbildung 2: Wassererosion, Erosionsrinne

Gesetzliche Regelungen zum Schutz des Bodens vor Erosion enthält das Bundes-Bodenschutzgesetz, allerdings mit eher allgemein formulierten Vorgaben zur guten fachlichen Praxis in der Landwirtschaft.

Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG, §17 Gute fachliche Praxis in der Landwirtschaft)

Konkretere Vorgaben enthält die Verordnung zur Durchführung der im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik geltenden Konditionalität (GAP-Konditionalitäten-Verordnung – GAPKondV) - § 16 Bodenbearbeitung zur Begrenzung von Erosion
Hier werden Mindeststandards definiert, die alle landwirtschaftlichen Betriebe als Bedingung für die Beantragung von EU-Agrarzahlungen einhalten müssen. Auf ausgewiesenen durch Wasser- oder Winderosion gefährdeten Flächen müssen beispielsweise Beschränkungen des Pflugeinsatzes oder bestimmte Einsaatverpflichtungen beachtet werden, um die Bedeckung der Bodenoberfläche durch Pflanzen in kritischen Zeiten zu erhalten.

Eine weitere Regelung ist mit dem Dauergrünlanderhaltungsgesetz – DGLG erlassen worden. Hier darf Dauergrünland, das mindestens einer hohen Erosionsgefährdung durch Wasser unterliegt, nicht umgebrochen werden (Dauergrünlanderhaltungsgesetz (DGLG), §4 Ausnahmen und Befreiungen)

Winderosion

Abbildung 3: Winderosion, Vorgang
Abbildung 3: Winderosion, Vorgang

Böden, deren Oberböden erosionsanfällig, ausgetrocknet und unbedeckt sind und denen ein Windschutz zum Beispiel durch Landschaftselemente wie Knicks, oder Baumgruppen fehlt, sind besonders durch Winderosion gefährdet. Winderosion tritt besonders auf bei:

  • sandigen Geestböden und entwässerten Moorböden;
  • stabilen Ostwetterlagen und trockenen Starkwinden in den Frühjahrsmonaten mit fehlendem Niederschlag;
  • beschleunigter Austrocknung des unbedeckten Bodens bei geringer Luftfeuchte und starker Einstrahlung;
  • lockerem Bodengefüge und geringer Aggregatstabilität auf bearbeiteten Flächen;
  • geringer Bodenbedeckung zum Beispiel beim Anbau von Sommergetreide, Hackfrüchten und Mais mit spätem Saataufgang.
Abbildung 4: Winderosionsgefährdung in Schleswig-Holstein
Abbildung 4: Winderosionsgefährdung in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein sind vor allem die sandigen Böden des Geestrückens (Vorgeest, Hohe Geest) dort erosionsanfällig, wo der Windschutz durch Knicks fehlt. Kleinere Gebiete mit erosionsanfälligen Gebieten sind die Dünen an der Nord- und Ostsee sowie Moorgebiete am Rand der Marsch zur Geest.

Risikoschwerpunkte an Autobahnen
Abbildung 5: Risikoschwerpunkte an Autobahnen

Besondere Bedeutung kann das Thema Winderosion in Form von Sand- und Staubverwehungen für den Straßenverkehr haben. In Schleswig-Holstein verlaufen einige wichtige Verkehrsachsen durch Landschaften mit winderosionsanfälligen Böden. Folgender Fachbericht dient der Aufklärung über das Risiko von Verkehrsgefährdungen durch Sand- und Staubverwehungen für den Straßenverkehr in Schleswig-Holstein. Es werden Risikoschwerpunkte ermittelt und mögliche Gegenmaßnahmen aufgezeigt.

Informationen zu Verkehrsgefährdungen durch Sand- und Staubverwehungen in Schleswig-Holstein (Stand: 20.10.2022) (PDF, 5MB, Datei ist barrierefrei)

(Für höher aufgelöste Informationen bitte im Internet im Umweltportal SH das Fachthema Boden => Bodenerosion => Winderosion wählen.)

Die Erosionsgefährdung durch Wind kann durch möglichst ganzjährige Bodenbedeckung, die Kulturartenwahl und die Anbautechnik in der Landwirtschaft, durch Maß-nahmen zur Verbesserung der Bodenstruktur oder durch die Anlage von Windhindernissen verringert werden.

Wassererosion

Abbildung 5: Wassererosion, Vorgang
Abbildung 5: Wassererosion, Vorgang

Bodenabtrag durch Wasser wird in Hanglagen durch oberflächlich abfließende Niederschläge und durch schmelzenden Schnee insbesondere bei ackerbaulicher Nutzung bei gering bedecktem oder unbedecktem Boden verursacht. Dabei sind schluffreiche, tonarme Böden mit wenig aggregiertem Oberboden erosionsanfälliger als Böden aus groben Sanden, in denen das Wasser besser und schneller versickern kann. Lange Hänge begünstigen die Erosion. Neben der Bodenerodierbarkeit …

Flächeninanspruchnahme

Fläche ist – ebenso wie Boden – eine begrenzte und endliche Ressource, um die verschiedene Nutzungen wie Landwirt- und Forstwirtschaft, Naturschutz, Rohstoffabbau, Energieerzeugung sowie Siedlung und Verkehr konkurrieren. Als Flächeninanspruchnahme wird die Umwandlung von (Freiraum-)Flächen zu Siedlungs- und Verkehrszwecken bezeichnet. Eine fortschreitende Flächeninanspruchnahme schränkt zukünftige Nutzungsmöglichkeiten zunehmend ein.

Seit 2016 definiert sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche aus der Fläche für Siedlung und der Fläche für Verkehr abzüglich der Flächen für Bergbaubetrieb, Tagebau, Gruben und Steinbruch. Letztere zählen gemeinsam mit der Fläche für Vegetation und Gewässer zur Freiraumfläche.

Ende 2018 ergab die Flächenerhebung in Schleswig-Holstein folgende Aufteilung der Hauptnutzungsarten:

Anteil der Hauptnutzungsarten an der Gesamtfläche Schleswig-Holsteins am 31.12.2018 (Statistikamt Nord 2019)
Anteil der Hauptnutzungsarten an der Gesamtfläche Schleswig-Holsteins am 31.12.2018 (Statistikamt Nord 2019)

Die Siedlungs- und Verkehrsfläche mit einem Anteil von 13,4 % umfasst Verkehrsflächen mit 4,4 % und Siedlungsflächen mit 9,0 %. Die Siedlungsflächen lassen sich unterteilen in:

  • Wohnen: 4,3 %
  • Gewerbe, Industrie: 1,3 %
  • Erholungsflächen: 1,2 %
  • Friedhofsflächen: 0,1 %
  • weitere Flächen: 2,9 %

Die Landwirtschaftsfläche, welche mit 68,7 % die größte Flächennutzungsart Schleswig-Holsteins ist, sowie Waldfläche (10,3 %) und Moore bilden zusammen die Vegetationsfläche (81,4 %).

Die Siedlungs- und Verkehrsflächen sind nicht mit versiegelten Flächen gleichzusetzen, da sie auch einen Anteil unbebauter und nicht versiegelter Flächen umfassen. Im Jahr 2018 waren 931 km² der Siedlungs- und Verkehrsflächen in Schleswig-Holstein versiegelt (44,8 %, Bundesdurchschnitt 45,2 %). Die versiegelte Fläche stellt den Flächenbereich dar, der am stärksten anthropogen überformt wurde. Dies führt zu Schäden der Bodenfunktionen, die entweder irreversibel sind oder nur mit hohem finanziellen und technischen Aufwand wiederhergestellt werden können.

Von 1992 bis 2018 ist der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächen an der Fläche Schleswig-Holsteins von 10,5 % auf 13,4 % gestiegen. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche hat in diesem Zeitraum also um fast 28 % zugenommen. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der Landwirtschaftsfläche von 73,5 % auf 68,7 % gesunken.

Die Entwicklung Flächeninanspruchnahme von 1992 bis 2018 ist in der folgenden Grafik dargestellt. Es ist zu erkennen, dass zu Beginn der 2000er Jahre die Flächeninanspruchnahme mit über 8 ha/Tag am höchsten war und seither auf rund 3 ha/Tag abgenommen hat. Das bundesweite Ziel von weniger als 30 ha/Tag bedeutet für Schleswig-Holstein heruntergebrochen eine tägliche Flächeninanspruchnahme von 1,3 ha. Zur Erreichung diese Ziels sind noch erhebliche Anstrengungen nötig.

Entwicklung der Flächeninanspruchnahme von 1992 bis 2018 in Schleswig-Holstein
Entwicklung der Flächeninanspruchnahme von 1992 bis 2018 in Schleswig-Holstein

Weitere Informationen enthält der Bericht Analyse der Flächeninanspruchnahme in Schleswig-Holstein des Statistisches Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein im Auftrag des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein. Der Bericht gibt einen Überblick über die Entwicklung und mögliche Einflussfaktoren der Siedlungs- und Verkehrsfläche seit dem Jahr 2008.

Analyse der Flächeninanspruchnahme in Schleswig-Holstein (PDF, 5MB, Datei ist nicht barrierefrei)

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